Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Die Operationen in Frankreich und Belgien. 
In Anbetracht der betriebstechnischen Schwierigkeiten bedeutete es ein 
hohes Wagnis, angesichts des Feindes und bedroht durch Ausfälle aus Ant- 
werpen, die große Transportbewegung der Überführung der 6. Armee aus 
den Reichslanden zum rechten Heeresflügel durchzuführen. 
Die drückende Unsicherheit der Lage im Rücken des deutschen Heeres 
hatte bei General v. Falkenhayn inzwischen den schweren Entschluß reifen 
lassen, die Durchführung der bereits am 9. September von Generaloberst 
v. Moltke in Aussicht genommenen") Belagerung von Antwerpen anzu¬ 
ordnen. Sie wurde am 16. September mittags durch eine kurze Weisung an 
das Generalkommando des III. Reservekorps angekündigt, die den Hinweis 
enthielt, daß das XIV. Reservekorps zur Verstärkung herangeführt werde. 
Der Angriff sollte wegen Munitionsknappheit nur aus einer Richtung 
geführt werden. Für Nebenangriffe und Teilunternehmungen stehe keine 
Munition zur Verfügung^). 
Nichts kennzeichnet mehr die ernste Lage des deutschen Heeres als 
die Notwendigkeit, zu dieser äußersten Kühnheit seine Zuflucht zu nehmen. 
Ein verstärktes Reservekorps, dem erst nach acht Tagen ein zweites zugeteilt 
werden sollte^), wurde angewiesen, eine der größten Festungen der Welt an- 
zugreifen, eine Festung, die von der Masse der belgischen Armee verteidigt 
wurde und der von außen her jede Unterstützung zugeführt werden konnte. 
Cs war bestimmt anzunehmen, daß die Engländer Antwerpen nicht im 
Stiche lassen würden. Die zahlreichen Agentennachrichten über die Ankunft 
englischer, sogar russischer Verstärkungen in den nordfranzösischen und belgi- 
schen Häfen und über Truppenansammlungen im Räume Brügge—Gent 
entbehrten nicht der Wahrscheinlichkeit. Wenn auch die Nachrichten über 
die russischen Verstärkungen bezweifelt wurden, so wurde doch die Gesamt- 
läge bei der Obersten Heeresleitung nicht leicht genommen. Indessen sah 
sie keine andere Möglichkeit, der Unsicherheit im Rücken des deutschen Heeres 
ein Ende zu machen und dem Gegner das Gesetz des Handelns aufzuzwingen. 
Mit dem Befehl zum Angriff auf Antwerpen fanden die ersten grund¬ 
legenden Anordnungen des Generals v. Falkenhayn ihren Abschluß, die 
sich aus seinem am 15. September für die Weiterführung der Operationen 
im Westen gefaßten Entschluß ergaben. 
Äußerlich betrachtet, waren in den drei ersten Tagen seiner Heerführung 
sehr merkbare Veränderungen in der Frontlage des Westens nicht ein- 
*) Band IV, S. 316. — 2) Weitere Anordnungen der Obersten Heeresleitung 
S. 227 f. 
3) Tatsächlich wurde statt des XIV. Reservekorps nur die 4. Ersatz-Division dem 
Belagerungskorps zugeführt.
	        
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