Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Rückblick. 
Höchstgrad erreichte. Durch die entscheidenden Siege in Ostpreußen waren 
hier um die Mitte des Monats September erhebliche Kräfte sreigewvrden. 
So konnte die deutsche Oberste Heeresleitung um diesen Zeitpunkt auch an 
der Ostgrenze über eine wertvolle Heeresreserve von acht Infanterie-Divi- 
sionen und einer Kavallerie-Division verfügen. Über ihren Einsatz gingen 
die Meinungen zwischen der deutschen Führung in Ostpreußen und den 
Verbündeten auseinander. Die deutsche Oberste Heeresleitung entschied 
im Sinne des Chefs des Generalstabes des österreichisch-ungarischen Heeres, 
der, von der Niederlage in Galizien stark beeindruckt, den Einsatz der neuen 
deutschen Armee im unmittelbaren Anschluß an die Verbündeten 
wünschte, — im Gegensatz zu dem ursprünglichen Vorschlage der deutschen 
Führer im Osten, die durch einen Vorstoß der freigewordenen Kräfte aus 
Ostpreußen über den Rarew auf Sjedlez in wirksamster operativer 
Richtung eine schnelle Entlastung des schwer erschütterten verbündeten 
Heeres zu erreichen strebten. Eine für die Verbündeten ungünstige Aus- 
gangslage war die Folge. Immerhin gelang es der deutschen Fühmng 
und Truppe dank ihrer operativen Beweglichkeit, gewaltige Kräfte des 
Gegners vom verbündeten Heere abzuziehen. Der Russe wandte sich mit 
weit überlegener Kraft gegen die deutsche 9. Armee und drängte sie allmählich 
in die Abwehr. Die entscheidende Angriffsausgabe ging damit an das dem 
Feinde in Galizien zahlenmäßig überlegene österreichisch-ungarische Heer 
über, wo nunmehr der Schwerpunkt der Gesamtoperation lag. Allein das 
verbündete Heer zeigte sich der neuen Aufgabe nicht mehr gewachsen; seine 
Angriffskraft war erschöpft, die erhofften Erfolge in Galizien blieben ihm 
versagt. 
Angesichts der gewaltigen Überlegenheit der Russen bei Iwangorod 
und Warschau sowie der drohenden Umfassung des deutschen linken Flügels 
mußte die ganze Operation abgebrochen werden. Der Rückzug der 9. Armee 
wurde notwendig. Allein für die Wiedergewinnung der Initiative war den 
deutschen Führern im Osten kein Opfer zu groß. Ohne jedes Bedenken und 
ohne Rücksicht auf „Stimmungen" der Truppe gaben sie freiwillig fast ganz 
Polen und weite Strecken wiedereroberten Gebietes in Ostpreußen preis. 
Die große Rückzugsbewegung wurde rechtzeitig und mit einer Geschicklich- 
feit durchgeführt, die der klugen Voraussicht der Führung zu hoher Chre 
gereichte und das feste Gefüge des deutschen Ostheeres unerschüttert ließ. 
Die deutsche Führung und die Truppen im Osten hatten gegen die 
gewaltige Überlegenheit das Menschenmögliche geleistet; auf sich allein 
gestellt, hatten sie nicht nur übermächtigen Feind auf sich gezogen und 
dadurch die Front der Verbündeten über Erwarten entlastet, sondem es 
war ihnen auch gelungen, den Feind von den/eigenen Landesgrenzen fern-
	        
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