Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Der Feldzug im Osten bis Ende Oktober 1914. 
vor Raigrod zurückgelassenen schwachen deutschen Abteilungen wichen auf 
Lyck zurück. Die 49. Reserve-Division wies den Gegner zwar zunächst ab, 
mußte aber am folgenden Tage vor neuen Angriffen der Sibirier ihren Nord- 
flügel zurückbiegen, um Anschluß an das Korps Morgen zu nehmen, das 
trotz aller Bemühungen nur wenige Kilometer vorwärtsgekommen war. 
Weiter nördlich herrschte vor den Stellungen des I. Armeekorps Ruhe. Bei 
Wirballen bestand zur Zeit keine Gefahr, und im Süden war der Gegner 
auf Lyck nur vorsichtig gefolgt. 
Nach Schätzung der Flieger standen am 23. Oktober im Räume 
Augustow—Suwalki und westlich etwa zwei russische Korps. Nördlich 
davon waren vor der 1. Kavallerie-Division nur schwache feindliche Kräfte 
festgestellt. Meldungen über Anhäufung von zwanzig Cifenbahnzügen bei 
Augustow bestärkten den Armeeführer in der Auffassung, daß der Gegner 
Truppen abbefördere. Daher entschloß er sich, — trotz weiter anhaltenden 
Munitionsmangels, sichtlich stark geminderter Angriffskraft vor allem des 
XXV. Reservekorps und geringen Erfolges der bisherigen Kämpfe — den 
Angriff in der Richtung Augustow—Suwalki doch wieder aufzunehmen. 
Auch die Fliegermeldung, daß starke feindliche Kavallerie von Südwesten 
und Nordosten auf Grajewo vorgehe, brachte diesen Entschluß nicht ins 
Wanken. 
Zur Sicherung der rechten Flanke mußte General v. Scheffer die Be¬ 
satzung von Lyck verstärken; außerdem wurde die 41. Kavallerie-Brigave 
der 1. Kavallerie-Division dorthin verladen. Da weitere Teile des XXV. 
Reservekorps die Enge südöstlich vom Gr. Selment-See — jetzt mit der 
Front nach Süden — zu sperren hatten, blieben von der 50. Reserve-Division 
schließlich nur einige Bataillone und Batterien bei Pissanitzen hinter der 
49. Reserve-Division verfügbar. 
2«.btSW.sr. Der Angriff sollte am 24.Oktober beginnen und mit einer Stoß- 
tober. gruppe, gebildet aus dem linken Flügel des XXV. Reservekorps und dem 
rechten des Korps Morgen (Festungstruppen von Graudenz), auf Ratfchki 
geführt werden. Diesen Hauptstoß sollte der rechte Flügel des I. Armee- 
korps unterstützen, indem er von Filipowo östlich der Seen ebenfalls auf 
Ratschki vorging. Über dem Angriff waltete ein ungünstiger Stern. Ge- 
rade die Stoßgruppe bestand aus Truppen von geringerem Kampfwert. 
Ihr Angriff fiel zeitlich auseinander, da hier neu eingesetzte Teile der 
50. Reserve-Division teilweise verspätet eintrafen. Damit ging die 
Überraschung verloren, die Angriffstruppen gerieten in starkes feindliches 
Artilleriefeuer. Die eigene Artillerieunterstützung versagte, der Angriff 
blieb liegen. Aber auch das I. Armeekorps lief sich fest, obgleich sein neuer
	        
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