Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Der Feldzug im Osten bis Ende Oktober 1914. 
Zuversicht der Truppe wieder zu beleben. Äber den Eindruck, den der 
Großfürst Nikolaus als Oberster Befehlshaber am 19. Sep- 
t e m b e r bei einem Besuche im Hauptquartier der Nordwestfront in Bje- 
lostok erhielt, schrieb sein Generalstabschef tags darauf an den Kriegs- 
minister'): „Die Lage ist nicht sonderlich, da die 1. Armee nicht kampffähig 
ist. Cs gibt Divisionen in Stärke von 3 500 Mann!! mit 18 Geschützen!! 
Trotz aller Anstrengungen ist der Verbleib des IV. und XXVI. Korps 
noch ungeklärt." Die 2. Armee war seit Tannenberg schwer geschwächt; 
am frischesten war die 10. Armee. Der neue Oberbefehlshaber der Nord- 
Westfront, General Rußki, wollte daher zunächst in der Verteidigung 
bleiben und dazu seinen linken Flügel unter Preisgabe der befestigten 
Narew-Linie sogar bis in die Gegend von Vjelostok zurücknehmen. Nur das 
Eingreifen der Obersten Heeresleitung hat die Durchführung dieser Absicht 
verhindert. In Erwartung eines deutschen Angriffs aus Ostpreußen nach 
Süden hatte der Großfürst am 25.September angeordnet, daß der 
rechte Flügel der Nordwestfront, 1. und 10. Armee, wieder angreifen, dazu 
am 3. Oktober an die Grenze vorrücken und den Gegner hinter die Linie 
der Mafurischen Seen zurückdrängen solle. 
Als General Rußki diesen Auftrag erhielt, waren seine Armeen mit 
36 Divisionen Infanterie und 11 Kavallerie-Divisionen auf mehr als 
500 km Frontbreite von Riga bis Nowogeorgiewsk wie folgt verteilt: 
Die 1. Armee unter General v. Rennenkampf stand mit 1% Kaval¬ 
lerie-Divisionen des Generals Rauch, dem III., IV., IT., XX. Korps und 
dem XXVI. (Reserve-)Korps, der 2. und 3. Kavallerie-Division am 
Njemen von Kowno bis südlich Meretsch. Die Armee hatte einschließlich 
der bei Riga und Schauten zum Küstenschutz bereitgehaltenen Kräfte und der 
Besatzung von Kowno im ganzen 141/., Divisionen Infanterie und 
4 Kavallerie-Divisionen. 
Die 10. Armee unter General Flug stand mit dem XXII., II. kau- 
kasischen, III. sibirischen und I. turkestanischen Korps von Druskjeniki bis 
westlich Vjelostok. Sie zählte einschließlich der Besatzungen von Grodno 
und Ossowjez 10 Divsionen Infanterie und 2 Kavallerie-Divisionen. 
Ihre Truppen hatten bisher am wenigsten gelitten, zwei ihrer Korps über- 
Haupt noch nicht gefochten. 
Die 2. Armee unter General Scheidemann stand mit Vorhuten 
am Narew, mit den Gros des VI., XXIII. und I. Korps südlich von 
Lomsha bis zum Bug; dahinter traf das II. sibirische Korps bei Kleschtscheli 
ein. Diese Armee umfaßte 8 Divisionen Infanterie und 3 Kavallerie- 
Divisionen. 
*) Briefwechsel Ianuschkewitsch-Suchomlinow im Kraßny-Archiv I, S. 245.
	        
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