Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Teile der Flotte vor Windau. 
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Hochseeflotte verstärkt; Großadmiral Prinz Heinrich von Preußen hatte die 
Führung des gesamten Verbandes übernommen. Auf die ursprünglich 
beabsichtigte Mitwirkung einer verstärkten Infanterie-Brigade von sechs 
Bataillonen, zwei Schwadronen und drei Batterien hatte man aber verzichten 
müssen, da die Herrichtung der dazu nötigen Transportschiffe zu lange Zeit 
in Anspruch genommen hätte. Die geplante Landung eines gemischten 
Truppenverbandes mußte damit ausfallen; das Unternehmen sollte sich nun- 
mehr „auf eine Demonstration mit den verfügbaren Seestreitkräften . . ., 
gegebenenfalls auch kleine Landungsunternehmungen" beschränken. Dazu 
wurde in Danzig ein Ersatz-Bataillon von 750 noch in der Ausbildung 
begriffenen Mannschaften auf den Linienschiffen des V. Geschwaders ein- 
geschifft. 
Am 24.September erschienen Teile der Flotte vor Windau und be- 
gannen mit vorbereitenden Maßnahmen für eine Landung; am folgenden 
Tage sollte das Unternehmen fortgesetzt werden. Als aber in der Nacht 
Nachrichten kamen, die übereinstimmend das Einlaufen englischer Seestreit- 
kräfte in das Kattegatt meldeten, sah sich der Großadmiral genötigt, schleu- 
nigst in die westliche Ostsee zurückzukehren, um sich gegen den neuen Feind 
zu wenden. Auch als sich die erwähnten Nachrichten bald darauf als falsch 
erwiesen, wurde das einmal abgebrochene Unternehmen angesichts der 
bei Windau erkannten Landungsschwierigkeiten nicht wieder aufgenommen. 
Ob durch dieses kurze Scheinunternehmen irgendwelche Wirkung erzielt 
worden ist, steht dahin. In einer russischen Darstellung') heißt es: „Was 
die deutschen Schiffe veranlaßt hat, der Küste so nahe zu kommen, blieb 
ungeklärt, denn nach kurzer Zeit entfernten sie sich, ohne etwas unter¬ 
nommen zu haben". Bei Durchführung der zuerst geplanten Landung einer 
ganzen Brigade wäre das Ergebnis ein anderes und damit eine Entlastung 
der Kampffront wohl möglich gewesen. Aber auch so hat die Sorge vor 
einer deutschen Landung, die seit Kriegsbeginn auf der russischen Führung 
lastete, dauernd Kräfte an der baltischen Küste gefesselt, die ihr dafür an 
anderer Stelle fehlten. 
6) Die Absichten des Gegners^) und Würdigung der bisherigen 
deutschen Operationen. 
Hierzu Skizze 11 und Karte 18. 
Nach den Niederlagen bei Tannenberg und an den Masurischen Seen Ms M.sep- 
hatten die Armeen der russischen Nordwestfront der Ruhe bedurft, um ihre cm 
außerordentlich schweren Verluste zu ersetzen und die gesunkene Sieges- 
*) Graf, S. 29. — -) Im Anschluß an S. 431 f. und Bd. II, S. 312.
	        
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