Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

8. Armee — Rückzugsgedanken. 
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D. Schubert hatte erwidert, seine Lage sei dafür zur Zeit nicht gerade 
günstig, er sei selbst umfaßt; man solle ihn aber nur gewähren lassen; 
er werde sich schon „herauswickeln und später die verlangte Operation 
ausführen". Als dann der Gegner am 2. Oktober an keiner Stelle der 
Armeefront stark drängte, schien ihm der Rückzug nicht mehr eilig. Cr ließ 
den Abmarsch der Landwehr anhalten und wollte, wie er abends an die 
Oberste Heeresleitung zugleich mit dem Siege von Ratschki meldete, 
„morgen an der Grenze auf russischem Gebiet ruhen". Der Kampf bei 
Ratschki sollte zum vollen Abschluß gebracht werden. Im Armeebefehl 
für den 3. Oktober hieß es: Das Korps Morgen geht mit Tagesanbruch 
zum Angriff in östlicher Richtung vor, wirft den gegenüberstehenden Feind 
zusammen mit der 2. Infanterie-Division in das Waldgelände zurück." 
Dann erst sollte sich das I. Armeekorps in der Richtung auf Ratschki 
sammeln, bereit, einen Vorstoß des Feindes von Süden abzuwehren; die 
2. Infanterie-Division sollte der nach Westen abziehenden 1. Infanterie- 
Division folgen. Erst als dieser Armeebefehl gegen Mitternacht beim 
I. Armeekorps in Filipowo einging, erfuhr der Armeeführer, daß das Korps 
bereits in vollem Rückzüge war. 
Am 3. Oktober festigte sich die zuversichtlichere Beurteilung der 3* ttn6 4- 
Lage. Es ergab sich, daß das III. sibirische Korps bei Ratschki geschlagen to6"' 
war; 3500 unverwundete Gefangene und 24 Geschütze waren als Beute 
gemeldet worden. Bei Grajewo hielt sich der Gegner immer noch zurück, 
und im Norden entfaltete er sich nur langsam gegen das Korps Below. 
General v. Schubert begab sich zum General v. Franczois nach Filipowo. 
Auf der Fahrt dorthin zeigte sich besonders augenfällig die hohe Verteidi¬ 
gungsfähigkeit der Grenzseen; an solchen Geländeabschnitten konnte auch 
Landwehr den Gegner abwehren. Als der Oberbefehlshaber dann in 
Filipowo erfuhr, daß der Feind von Suwalki kaum gefolgt war, stand bei 
ihm der Entschluß fest, die bis dahin an der Angerapp beabsichtigte Abwehr 
schon an der Landesgrenze durchzuführen. „Run aber keinen Schritt weiter 
zurück!" — lautete feine mündliche Weisung an das I. Armeekorps. 
Da der Gegner im Süden nicht zu fassen war, entschloß sich General 
v. Schubert nunmehr zu einem Schlage im Norden. Das entsprach einem 
gleichzeitigen Vorschlage des Generals v. Below, der umfassenden Angriff 
gegen die auf Wirballen vorgehende russische Nordgruppe empfahl. Alle 
verfügbaren Kräfte wollte General v. Schubert gegen sie zusammenziehen, 
während der Südflügel inzwischen in der Abwehr blieb. Diesen unter- 
stellte er am 4. Oktober vormittags dem Generalleutnant v. Morgen, 
der mit seiner 3. Reserve-Division, der Landwehr-Division und der 6. und 
70. Landwehr-Brigade den von Natur starken Verteidigungsabschnitt bis
	        
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