Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

8. Armee — Das Gefecht bei Ratschki. 
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treffende Truppe, das Regiment der 3. Reserve-Division, der Landwehr 
zu Hilfe gesandt. Gleichzeitig drückte die Sorge um die 2. Infanterie- 
Division, die mit übermüdeten Truppen und erschöpften Pferden auf der 
einzigen vorhandenen Straße durch Sümpfe und Seen westwärts zog, 
dauernd bedroht vom Gegner im Süden, der ihren Marsch zeitweise sogar 
dmch Artilleriefeuer belästigte. Wenn General v. Franczois auch ent- 
schlössen war, diesen Feind nötigenfalls dmch Angriff zurückzuweisen, so 
zeigte sich doch — wie es im Kriegstagebuch des Korps heißt — „nach 
Durchschreiten der Enge von Tartak das Gefühl allseitiger Erleichterung". 
Von Osten drängte der Gegner nicht. Das I. Armeekorps machte bei 
Suwalki und nordöstlich davon halt. Es sollte nach den Weisungen des 
Armee-Oberkommandos auch am folgenden Tage dort stehen bleiben, denn 
es bedurfte nach den vorangegangenen Anstrengungen dringend der Ruhe. 
„Große, für russische Wegeverhältnisse außerordentliche Marschleistungen" 
— so heißt es im Kriegstagebuch darüber weiter — „in Verbindung mit 
kurzer Nachtruhe und dürftiger Unterkunft stellten an die Truppe höhere 
Anforderungen als in den Verfolgungstagen von Tannenberg und Goldap. 
Die ungünstige Witterung machte die im Anfang leidlichen Wege nahezu 
unbenutzbar. Besondere Anstrengungen mußten von der 2., zum Njemen- 
Übergang angesetzten Division gefordert werden." Am stärksten mit- 
genommen war aber die 1. Kavallerie-Division; sie meldete am 30. Sep- 
tember: „Drei Regenbiwaks ohne Hafer, Land ausgesogen. Durch seit 
Tagen fehlende Verpflegung und Hafer und tiefe Wege ist Artillerie jetzt 
gefechtsunfähig. Rur Schritt auf Straße möglich." 
Vei solchem Zustande der Truppe ging in der Nacht zum I.Oktober 
um 230 die Meldung ein, daß die 6. Landwehr-Vrigade von Olschanka „in 
Auflösung" nach Norden zurückgehe. General v. Fran^ois alarmierte die 
2. Infanterie-Division und setzte sie von Suwalki nach Süden zum Gegen- 
angriff an. Zwischen den beiden nach Ratschki und Augustow führenden 
Straßen kam es südlich Olschanka zum Kamps; eine Entscheidung fiel bis 
zum Abend nicht. Die Hälfte der 1. Infanterie-Division wurde nach- 
gezogen, die andere Hälfte dieser Division mußte ihren Nordflügel an die 
Südspitze des Selment-Sees') zurückbiegen, da inzwischen auch von Osten 
feindliche Infanterie im Anmarsch gemeldet war. Die 1. Kavallerie- 
Division sicherte an der Straßenkreuzung halbwegs Suwalki—Kalwaria die 
linke Flanke. 
General v. Schubert, der schon am 29. September entschlossen >-«nd2.se. 
gewesen war, sein Hauptquartier mehr hinter die Mitte der Armee, von to6et* 
J) Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen See östlich Lyct. 
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