Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

8. Armee — 
Der Rückzug vom Njemen. 
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Überlegenheit über den Feind und einer zu Anfang des Krieges häufigen 
Überschätzung der Bedeutung einzelner Bahnunterbrechungen. Sie ver- 
langte Höchstleistungen der Truppe an Beweglichkeit. Deren Kraft war 
aber nach allem, was vorangegangen war, doch nicht mehr dieselbe wie 
zu Kriegsbeginn, wenn sie auch willig das Letzte hergab. Dazu kamen 
Munitionsmangel und Regenwetter! Der Kommandierende General wie 
seine Generalstabsoffiziere sahen in dem Vorstoß über den Njemen einen 
„Zufarenritt", zu dessen gutem Ausgange sie von vornherein kein Vertrauen 
hatten. Erst zwei Tage später, als vom Oberkommando in Aussicht ge° 
nommen, erreichten die vordersten Teile des Korps den Njemen bei 
Drufkjeniki; damit war der Vorteil der Überraschung in Frage gestellt. Der 
Widerstand der Russen hatte sich inzwischen versteift, das Unternehmen 
war schwieriger und gefahrvoller geworden. Der Druck der Russen gegen 
Augustow brachte das I. Armeekorps schließlich in eine recht schwierige 
Lage. 
Die Verluste am Njemen und beim Rückzug waren nicht leicht*) und 
gaben zu denken; die Flankenbedrohung hatte die Nerven auf eine harte 
Probe gestellt. Kampfkraft und Geist der Truppe waren durch den Rück- 
zug bei Regenwetter auf grundlosen Wegen nicht gefördert worden^). 
Die Kämpfe bei Augustow — Suwalki vom 29. Sep¬ 
tember bis 3. Oktober. 
Hierzu Skizze 11 und Karte 18. 
Der Vorstoß des I. Armeekorps hatte die erhoffte Gelegenheit zu einem 2s.undZv.sep 
Schlage gegen den Feind nicht gebracht. Da er im Norden nach wie vor 
Ruhe hielt und die 36. Neserve-Division schon im Marsch nach Süden auf 
Suwalki war, wollte General v. S ch u b e r t die sich jetzt bietende Gelegen- 
heit ausnutzen, um den Feind anzugreifen, der sich bei Augustow weit vor- 
zuwagen schien. 
Am 29. September erreichte die 36. Reserve-Division, über Su- 
walki südwestwärts hinaus marschierend, mit dem Anfange Ratfchki. In 
Suwalki lag Generalleutnant v. Morgen mit der Hälfte der 3. Reserve- 
Division, ein Regiment hielt sich zusammen mit der 6. Landwehr-Brigade 
noch halbwegs Suwalki—Augustow bei Olschanka, das letzte Regiment 
befand sich beim I. Armeekorps. Im Laufe des Tages hatten sich die An- 
zeichen dafür gemehrt, daß der Gegner seinerseits von Augustow nach 
Norden weiter angreifen wolle: nach aufgefangenen Funksprüchen sollten 
r) Zuverlässige Angaben über die Höhe der Verluste haben sich bisher nicht 
ermitteln lassen. — 2) Wer den Feind vgl. S. 522ff. 
t Weltkrieg. V. Land. 33
	        
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