Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Die Landwehr vor Ossowjez. 
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tember, rückten mehrere russische Kolonnen vom Narew auf Schtschuschin 
vor; die bei Stawischki stehende 1. Kavallerie-Brigade mußte ausweichen. 
General v. der Goltz erhielt die Aufgabe, südwestlich von Grajewo die rechte 
Flanke der Armee zu decken. 
Am 30. September mittags griff der Gegner die Landwehr bei 
Grajewo an. Da gleichzeitig Meldungen über den Weitermarsch russischer 
Kolonnen von Schtschutschin nach Norden vorlagen, beabsichtigte General 
v. der Goltz, auf Lyck auszuweichen. Der Oberbefehlshaber war damit aber 
nicht einverstanden; er befahl, die Russen durch Gegenangriff zurückzu- 
werfen, und entsandte seinen Ersten Generalstabsoffizier, Major Cngelien, 
nach Grajewo. Der Gegenangriff kam trotzdem nicht mehr zur Durch- 
führung. Da der Gegner von Schtschutschin in der Richtung auf Lyck schon 
einen Vorsprung haben mußte, entschloß sich General v. der Goltz im Ein- 
vernehmen mit Major Engelien, ostwärts über den Lyck-Fluß auf Raigrod 
auszuweichen; man konnte dann vielleicht am nächsten Tage in den Kampf 
bei Augustow eingreifen. Als der Divisionsstab schon bei Dunkelheit als 
letzter Teil Grajewo verlassen wollte, um über die nur notdürftig wieder- 
hergestellten Brücken des Lyck-Flusses seinen Truppen zu folgen, traf ihn 
noch im Orte ein heftiger Feuerüberfall. Mit knapper Not entkam der 
Stab; Kraftwagen, ein Geschütz und sonstige Fahrzeuge gingen bei dem 
ziemlich ungeregelten Abzüge verloren. 
In der Nacht zum 1. Oktober ruhte die Landwehr bei Raigrod und 
westlich; die 1. Kavallerie-Brigade war bei Prostken über den Lyck-Fluß 
nach Nordosten ausgewichen. Die Straße Grajewo—Lyck, und damit der 
Weg in den Rücken der Armee, war für den Gegner frei'). 
Der Vorstoß gegen den Njemen. 
Hierzu Karte 18. 
Nach den vom Armee-Oberkommando gegebenen Befehlen^) sollte das Bis zum 
I.Armeekorps am 24. September den Njemen bei Druskjeniki erreichen; das^' 
waren von Seiny, wo die vordersten Teile der 2. Infanterie-Division lagen, 
noch fast 50 Kilometer Anmarfch auf teilweise schlechten Wegen durch schwie- 
riges Seengelände. Dann sollte das Korps den Übergang erzwingen und die 
noch weitere 18 Kilometer entfernte Bahn unterbrechen; gleichzeitig sollte eine 
starke Abteilung aller Waffen zur Ablenkung des Gegners gegen Sopozkinje 
vorstoßen. Beim I. Armeekorps hatte man nach wie vor ernste Bedenken 
gegen eine so ausgedehnte Unternehmung. Angesichts der vorhergegange- 
nen außerordentlichen Anstrengungen bat General v. F r a n i s das 
*) Über den Gegner vgl. S. 522 ff. — 2) S. 506.
	        
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