Ostpreußen — Absichten des Generals v. Schubert.
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bereitet werden; die damit verbundene Schwächung der ostpreußischen Ost-
front war durch den fortschreitenden Ausbau befestigter Stellungen auszu-
gleichen. Bei einem „ja doch immerhin möglichen erneuten Einbruch" der
Russen sollten die Bahnen von Mlawa auf Warschau und von Lyck auf
Ossowjez gründlich zerstört werden. Andererseits hatte die Oberste Heeres-
leitung ein Flottenunternehmen gegen die russische Küste angeregt, das auch
die Lage in Ostpreußen erleichtern konnte^).
General v. Schubert entschloß sich, den Grenzschutz bei Soldau—
Neidenburg nunmehr zunächst in reiner Abwehr zu führen, die Gewinnung
des Bobr-Abschnittes aber wollte er weiter versuchen. Am 22.September
wurde das Armee-Hauptquartier hinter den rechten Flügel nach Lyck verlegt.
Inzwischen hatten sich beim Vorgehen gegen den oberen^ ^ep^mb»
Vobr doch größere Schwierigkeiten gezeigt, als General v. Schubert
zunächst angenommen hatte.
Vor Ossowjez hatte die Landwehr-Division Goltz den Gegner bis
zum 21. September so weit zurückgedrückt, daß der Aufmarsch der Artillerie
beginnen konnte. Zwei Batterien Mörser (21 ein), elf Batterien schwere
Feldhaubitzen (15 cm) und zwei Batterien 10 oin-Kanonen, insgesamt
rund 60 Geschütze, standen zur Verfügung; sie rollten größtenteils mit der
Bahn aus Königsberg heran.
östlich von Ossowjez kam aber die zum Vorgehen durch den Augustower
Forst angesetzte 3. Reserve-Division nicht mehr vorwärts, und auch die
Hoffnung, daß die Einwirkung des I. Armeekorps ihr den Weg öffnen
werde, schwand mehr und mehr. Der Gedanke, über den oberen Bobr in
den Rücken von Ossowjez zu gelangen, mußte aufgegeben werden. Gegen
diese Festung konnte es sich seitdem nur noch um ein Scheinunternehmen
handeln. Der Landwehr-Division Goltz wurde zum Schutze ihrer von
Lomsha her bedrohten rechten Flanke die 1. Kavallerie-Brigade überwiesen,
für die sich im Augustower Forst keine Verwendung mehr fand.
Das I. Armeekorps hatte am 20. September auf dem Marsche von
Kalwaria nach Augustow den Befehl des Armee-Oberkommandos zum
Abbiegen nach Südosten, über Seiny auf Sopozkinje, bekommen, um den
Augustower Forst zu umgehen. In diesem Befehl schien aber dem
General v. F r a n tz o i s die Bedeutung der Festung Grodno nicht genügend
gewürdigt. Cr war der Ansicht, daß ein Scheinangriff gegen die Festung
zwecklos, ein entscheidender Angriff aber mit den verfügbaren Mitteln „nahe-
zu ausgeschlossen" sei, da die Lufterkundung außer den ständigen Werken
') Vgl. S. 414 und S20f.