Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Beurteilung der Lage beim Armee-Oberkommando 1. 
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die Mitte der Armee die Aisne-Linie behaupten soll oder nicht. Eine Offensive des 
linken Flügels auf Fismes oder auch nur eine kräftige Unterstützung des rechten 
Flügels der 7. Armee ist nur möglich, wenn die Aisne-Linie behauptet wird. Ein 
Ausweichen der I.Armee in «direkt nördlicher Richtung« vor dem ihr unmittelbar 
gegenüberstehenden Feinde gefährdet 7. und 2. Armee außerordentlich. Der bisher vor 
der I.Armee gebundene starke Feind erhält freie Hand . . . 
Nach allem halte ich es für zweckmäßig, wenn die 1. Armee einstweilen die 
Aisne behauptet, mit dem linken Flügel die 7. Armee unterstützt, den rechten zurück- 
biegt und IX. Reservekorps nördlich der Oise staffelt, sobald die augenblicklich drohende 
Umfassung zurückgewiesen ist. Soll eine weitergehende Staffelung befohlen werden, so 
kann dies nur durch neue Kräfte oder durch Aufgeben der Aisne-Linie erreicht werden, 
wobei zu beachten ist, daß der I.Armee überall starker Feind dicht gegenübersteht. 
Soll dabei die direkt nördliche Richtung eingehalten werden, so ist dies mit einer 
Offensive des linken Flügels sowie mit der Deckung der Flanke der 7. und 2.Armee 
nicht vereinbar." 
In gleichem Sinne wurden die Lage und die Absichten des Armee- 
Oberkommandos dem Nachrichtenoffizier der Obersten Heeresleitung, Major 
v. Tieschowitz, klargelegt, der von General v. Falkenhayn am Abend des 
15. September zur 1. Armee entsandt war, um sich über die Lage bei dieser 
zu unterrichten und ihre Stellungnahme zu einem ungünstigsienfalls not- 
wendig werdenden Rückzüge der Armee nach Norden zu erfahren, Aber 
die weiteren Absichten des Generals v. Falkenhayn und über die Auf- 
gaben, die den anderen Armeen im Falle des Rückzuges der 1. Armee zu- 
gedacht waren, war Major v. Tieschowitz vor seiner Abfahrt von Luxem- 
bürg nicht unterrichtet worden. Die Antwort, die der Chef des General- 
stabes der 1. Armee, Generalmajor v. Kühl, ihm auf die Fragen des Gene- 
rals v. Falkenhayn erteilte, trug infolgedessen vornehmlich den Bedürfnissen 
der 1. Armee Rechnung. Cr wies darauf hin, daß deren Loslösung in der 
jetzigen Lage sehr erhebliche Schwierigkeiten mit sich bringen würde. Die 
Stimmung der Truppe habe bereits stark gelitten; sie würde durch weiteres 
Zurückgehen noch tiefer sinken. Die Lage der Armee sei keineswegs so 
kritisch, daß die Fortsetzung des Rückzuges notwendig sei. Die Bedrohung der 
rechten Armeeflanke könne durch Einsatz des IX. Reservekorps beseitigt werden. 
Major v. Tieschowitz gab daraufhin in den Mittagsstunden des 
16. September folgenden Funkspruch an die Oberste Heeresleitung: 
„1. Armee in unmittelbarer Fühlung mit Feind, der überall auf nördlichem 
Aisne-Afer. Loslösen nur möglich, wenn Feind über Aisne zurückgeworfen. 
Schwierige Wegeverhältnisse westlich Laon. Armee kann sich in Front gut 
halten. Gegen Flankenbedrohung Compiögne IX. Reservekorps eingesetzt. 
Von Amiens her scheinbar nur starke Kavallerie. Günstig wäre Heran- 
ziehen von Kräften aus Gegend im Osten von Laon in Richtung 
Chauny..."
	        
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