Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Die Operationen in Frankreich und Belgien. 
Kenntnis erhalten^). Er war der Auffassung, daß General v. Falkenhayn 
die bevorstehende Offensive der 1.,7. und 2. Armee ebenso wie General 
v. Stein und Oberst Tappen als entscheidungsuchende Hauptoperation auf- 
faßte, von der ein allgemeiner Umschwung der Lage erwartet wurde. Die 
weitergehenden Pläne des Generals v. Falkenhayn waren zu diesem Zeit- 
Punkt noch nicht zu seiner Kenntnis gelangt). Ein Nachteil entstand hier- 
aus aber nicht. Die Absichten des Leiters der Operationen und des Ober- 
besehlshabers der 2. Armee liefen insoweit zusammen, als sie die Weiter- 
führung der Offensive zwischen Soissons und Reims zunächst zum Ziele 
hatten. 
Dagegen bestanden zwischen den Generalobersten v. Vülow und v. Kluck 
schwerwiegende Meinungsverschiedenheiten. Auf Generaloberst v. Kluck 
lastete vor allem die Sorge um die rechte Flanke der 1. Armee. Die in west- 
licher und nordwestlicher Richtung angesetzte Luftaufklärung hatte bereits 
am Tage zuvor den Vormarsch großer Kavalleriekörper, etwa zwei Divi¬ 
sionen, in der Richtung auf St. Ouentin festgestellt, am 15. September vor- 
mittags meldete sie den Anmarsch von drei, aus Kavallerie und Artillerie 
bestehenden Kolonnen von Veuvraignes über Candor auf Royon und 
schwächere Kavallerie bei Lafsigny sowie den Weitermarsch einer seit dem 
13. September beobachteten Kolonne aller Waffen über Compwgne auf 
Ribecourt. Lebhafter Zugverkehr auf der Strecke Fismes—La Ferts 
Milon schien auf Abtransports des Gegners in westlicher Richtung hinzu- 
deuten. Der Oberbefehlshaber der 1. Armee glaubte, sich der drohenden 
feindlichen Umfassung nur durch einen kräftigen Gegenschlag des rechten 
Armeeflügels erwehren zu können und beabsichtigte, hierzu auch das IX. 
Reservekorps einzusetzen, die letzte Reserve, die gegenwärtig hinter dem 
rechten Heeresflügel zur Verfügung stand. Die Aussichten für diesen An- 
griff schienen ihm günstig, da bisher nördlich der Oise nur starke Kavallerie 
gemeldet worden war. Keinesfalls beabsichtigte er, weiter zurückzugehen, 
etwa gar die Aisne als Fronthindernis aufzugeben. Demgegenüber hielt 
Generaloberst v. Vülow an der Auffassung fest, daß die Entscheidung in 
dem Räume zwischen Soissons und Reims fallen werde, und daß man 
daher hier mit so starken Kräften als irgendmöglich angreifen müsse. Cr 
hoffte, daß das Vorgehen der 1.,7. und 2. Armee gegen den nördlich der 
Aisne stehenden Feind den Anstoß für die Wiederaufnahme der Gesamt- 
offensive des Heeres geben werde. Die Beteiligung des linken Flügels der 
1. Armee an dem konzentrisch zu führenden Angriff hielt er für unumgäng- 
lich notwendig, selbst auf die Gefahr hin, daß die Armee dafür ihren rechten 
Armeeflügel bei der Abwehr vorübergehend zurücknehmen müsse. 
i) S. 20. — -) S. 22.
	        
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