Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

448 
Der Feldzug im Osten bis Ende Oktober 1914. 
„Gesamtleitung aller Operationen im Osten'") im Auge gehabt hatte. 
Nachdem er diesen Plan aber Ende September zunächst hatte fallen lassen 
müssen, ist er später nicht wieder auf ihn zurückgekommen"). Cs stellte sich 
als unmöglich heraus, von Südpolen aus neben den schwierigen Opera- 
tionen der eigenen Armee auch noch die einer anderen weit entfernten in 
Ostpreußen zu leiten. Bei Warschau blieb nur der Versuch übrig, den 
Gegner mit den verfügbaren Kräften wenigstens hinter den äußeren 
Festungsgürtel zurückzuwerfen. Für eine gewisse Zeit schien dann eine 
Absperrung wohl möglich, auf die Dauer aber nicht. 
Die Unsicherheit der Lage vor Iwangorod wie vor Warschau wurde 
Anlaß, auch Vorbereitungen für den Fall eines Rück- 
zuges zu treffen. Besonders General Ludendorff und Oberstleutnant 
Hoffmann, sein erster Gehilfe, waren überzeugt, daß gründliche Zerstörung 
aller Verkehrsanlagen ein Folgen des Gegners sehr verlangsamen, vielleicht 
sogar zeitweise ganz zum Stillstand bringen könne. Nur dadurch konnte man 
hoffen, wenn der Rückzug nötig wurde, wieder Abstand vom Gegner und 
Operationsfreiheit zu gewinnen. Am solche Wirkung zu erzielen, war aber 
selbst in dem an Verkehrsanlagen armen polnischen Gebiete umfassende 
Arbeit zu leisten. Von Vorteil war, daß gleichzeitig mit der Wiederher- 
stellung der Bahnen und Brücken auch schon Vorbereitungen für ihre 
Wiederzerstörung getroffen worden waren. Aber auch mit diesen selbst mußte 
man früh anfangen, mußte den ungünstigen Eindruck auf die vorn kämpfende 
Truppe sowie Nachteile für den Nachschub in Kauf nehmen. Die Spren- 
gung der Querbahn Lods—Bfin war zum Schutze der Flanke schon ange- 
ordnet worden, als man noch im Vormarsch gegen die Weichsel war. Die 
Hauptnachschubbahn der Armee, die zweigleisige Strecke über Kjelzy— 
Radom nach Iwangorod, war gerade eben bis Bsin fahrbar geworden und 
sollte bis zum 13. Oktober Radom erreichen. Für die letzten 25 km vor 
Iwangorod wurde aber nunmehr die Zerstörung befohlen, obgleich die 
Munitionszufuhr für den Angriff gegen die Festung — der noch keines- 
wegs endgültig aufgegeben war — dadurch erschwert werden mußte. 
Weiter nördlich sollten die Bahnen von Skjernewize und von Lowitsch 
nach Warschau, die für die Operationen der Armee ohnehin bedeutungslos 
waren, möglichst weit östlich beginnend, gründlich zerstört werden. Ent¬ 
sprechende Weisungen ergingen schon am 1t>. Oktober abends°), denn von 
diesem Zeitpunkte an sah man klar, was kommen mußte. 
*) S. 414. — -) Vgl, hierzu S.417 und 506 f. 
3) Näheres siehe „Das deutsche Feldeisenbahnwesen", Band I, S. 159ss.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.