Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Der Feldzug im Osten bis Ende Oktober 1914. 
In Galizien war es den Armeen der „Südwestsront" (9., 4., 5., Z. 
und 8. Armee mit zusammen 49V2 Infanterie-") und 21 Kavallerie-Divi¬ 
sionen) nicht gelungen, das Ergebnis der errungenen Siege durch die Ver- 
folgung wesentlich zu steigern. Diese Armeen litten einerseits unter der 
ungünstigen Gruppierung ihrer Kräfte, die sich im Angriff gegen den San 
zusammengeballt hatten, andererseits unter Nachschubschwierigkeiten und 
unter den schweren Verlusten an Menschen und Gerät, durch die auch ihre 
Reihen gelichtet waren. Das Ergebnis dreiwöchiger Kämpfe war, daß 
„sich die Sieger von den Besiegten kaum unterschieden"^. Im ganzen 
fehlten der Südwestfront 225 000 Mann an der Sollstärke von 909 000s). 
Vom Regenwetter in Morast verwandelte Wege und plötzlich einsetzendes 
Hochwasser auf Weichsel und San hemmten die Vorwärtsbewegung. So 
kam die Verfolgung, wenn sie auch noch einige Veüte einbrachte — die 
Russen weisen seit dem 14. September 1599 Gefangene und 199 ver¬ 
altete Geschütze aus den San-Vrückenköpfen nach") —, in der Hauptsache 
doch um Mitte September am San zum Stehen. Rur in seinem unteren 
Teile ist dieser Fluß überschritten worden, und zwar ohne Kampf von der 
russischen 9. Armee. Links der Weichsel befand sich außer Grenzwach- 
abteilungen zunächst nur das Kavalleriekorps Rowikow mit 31/2 Divi¬ 
sionen, zu dem erst am 17. September eine Brigade der 75. Reserve- 
Division15) als Rückhalt trat. Der Oberbefehlshaber der Südwestfront, 
General Iwanow, beabsichtigte, nach Abschließung der Festung Pschemysl 
weiter gegen Krakau vorzugehen. Dazu sollten zwei Kavallerie-Divisionen 
das Kavalleriekorps Rowikow verstärken und im Laufe der Operationen 
9 bis 19 Korps auf das linke Weichsel-Äser übergehen. Da aber die Ein- 
schließung von Pschemysl die Zeit bis zum 39. September in Anspruch 
nehmen würde und da weiterhin die Auffüllung der Truppenteile, bei denen 
der neue Ersatz vielfach ohne Waffen eintraf, erst bis etwa Mitte Oktober 
beendet sein konnte, so mußte bis zum Beginn des Vorgehens noch 
geraume Zeit verstreichen. Einstweilen erließ der Großfürst eine Bekannt- 
machung an die Völker der Donau-Monarchie, in der er sie aufforderte, das 
Joch der Habsburger abzuschütteln und ihre nationalen Ansprüche zu ver- 
wirklichen"). Der russische Außenminister suchte auf Rumänien einzuwirken, 
J) Ohne 1% Divisionen in Iwangorod und Vrest-Litowsk, die in Band II, 
S. 373, mitgerechnet sind. — Korolkow, Überblick, S. 5/6, nimmt nur 47'/- Infanterie- 
Divisionen an. Wie seine Berechnung zustande kam, ist nicht bekannt. 
2) Korolkow, Warschau-Iwangorod, S. 5. — Korolkow, Überblick, 6.5/6. — 
*) Korolkow, Überblick, S. 14 und 17. 
°) Deutscherseits hatte man irrtümlicherweise eine Brigade der 38. Infanterie- 
Division angenommen (vgl. S. 426). — °) Paleologue, I, S. 131.
	        
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