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Der Feldzug im Osten bis Ende Oktober 1914.
mit „Moltke" unterzeichnet gewesen. Generaloberst v.Hindenburg antwortete
daher: „Generaloberst v. Moltke: Oberste Heeresleitung zieht mich wegen
Heranziehung der Hauptreserve Thorn an linken Flügel der 9. Armee und
ihrer Richtbelassung bei Thorn zur Verantwortung." Es folgten die Gründe
für die Heranziehung. Das Telegramm schloß: „Ich beabsichtige, es bei der
von mir getroffenen Anordnung zu belasten und bitte Euere Exzellenz, mir
die erforderliche Selbständigkeit bei Leitung des neuen Feldzuges ebenso zu
belasten, wie bei meinen bisherigen Operationen." — Eine zustimmende und
die Anfrage erläuternde Antwort des Generals v. Falkenhayn folgte sofort,
vermochte aber die nun einmal zwischen den beiden hohen Kommando-
behörden entstandene Spannung nicht mehr ganz aufzuheben. Sie übertrug
sich auch auf das Verhältnis des Armee-Oberkommandos 9 zum General
v. Freytag, der sich für die Verwendung der deutschen Truppen im unmittel-
baren Anschluß an die verbündeten Armeen besonders stark eingesetzt hatte.
c) Beginn der Bewegungen und Gefecht bei Opatow, 30. September
bis 5.Oktober.
Hierzu Karte 14 und Skizze 7.
ZV.September. Am 30. September stand das österreichisch-ungarische
H e e r mit der 2.Armee unter General v. Böhm-Crmolli in den Karpaten,
mit der 3. unter General v. Boroevic, der 4. unter General Erzherzog
Josef Ferdinand und der 1. unter General Dankl anschließend daran
an der Biala und am Dunajez. Dabei befand sich die Kavallerie, die
besonders schwer gelitten hatte und ruhebedürftig war, mit ihrer Masse
— sieben Divisionen — zunächst hinter der Mitte, teilweise auch hinter
dem rechten Flügel der Heeresfront. Der linke Flügel der 1. Armee
(572 Infanterie- und 2 Kavallerie-Divisionen) war auf das nördliche
Weichsel-Afer geschoben worden und hatte den Nida-Abschnitt südlich von
Pintschow erreicht. Die Festung Pfchemyfl, zu deren Besatzung drei Divi¬
sionen Infanterie (dabei vier Landsturm-Brigaden) gehörten, lag 9V km
vor der Front des Heeres. An den Karpaten-Pässen und nördlich der
Weichsel, hier erst beim Herangehen an den Nida-Abschnitt, war es zu
unbedeutenden Zusammenstößen mit dem Gegner gekommen; im übrigen
hatten die Truppen, soweit sie nicht auf das nördliche Weichsel-Afer ab-
gerückt waren, etwa eine Woche Ruhe und Zeit gehabt, ihre Verbände zu
ordnen und zu ergänzen. Dabei störte, daß gleichzeitig Ruhr und Cholera
umfassende ärztliche Vorbeugungsmaßnahmen nötig machten; allein die
2. Armee hatte mehr als 2000 Cholerakranke, von denen über die Hälfte
starb. Am wieder kampfkräftige Verbände zu schaffen, hatte man eine Land-
sturm-Division sowie die Marsch-Brigaden und -Regimenter, die bei