Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

9. Armee und Oberste Heeresleitung. 
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ganz fortzunehmen, um sie unmittelbar an den Nordflügel der 9. Armee 
heranzuziehen. Dagegen mußte der Gedanke eines Vorstoßes von Teilen 
der 8. Armee von Mlawa auf Warschau vorläufig aufgegeben werden. 
Diese Armee gebrauchte ihre geringen Kräfte zunächst sämtlich für die Ab- 
wehr an der ostpreußischen Ostgrenze. Durch sie hoffte man, wenn sie auf 
russischem Boden und angriffsweise geführt wurdet, ebenso starke, vielleicht 
sogar stärkere russische Kräfte zu binden, als durch einen Vorstoß schwacher 
Teile von Mlawa auf Warschau. 
Als die deutsche Oberste Heeresleitung die neuen mit General 24. «ept-mb-r. 
v. Conrad getroffenen Abmachungen erfuhr, wünschte sie, den unter anderen 
Voraussetzungen befohlenen und schon rollenden Cisenbahnausmarsch der 
9. Armee, soweit noch möglich, der neuen Lage anzupassen. Vielleicht ließ 
sich wenigstens das nach Krakau bestimmte XI. Armeekorps, dessen Ab- 
transport erst am 23. September bei Insterburg beginnen sollte, noch um- 
leiten und weiter nördlich ausladen. In diesem Sinne drahtete General 
t>. Falkenhayn am 24. September an das Armee-Oberkommando 9; er 
fügte hinzu: „Cs ist angenommen, daß hierfür der Lage beim Feinde ent- 
sprechende Vereinbarungen mit Österreichern bereits getroffen sind." Diese 
Anregung der Obersten Heeresleitung entsprach vollauf den ursprünglichen 
Absichten des Oberkommandos 9, mit denen es aber nicht durchgedrungen 
war. Jetzt kam die Änderung der Obersten Heeresleitung zu spät, denn die 
Transporte waren auf Veranlassung des Generalobersten v. Aindenburg 
derart beschleunigt worden, daß die Ausladung des XI. Armeekorps bei 
Krakau schon in vollem Gange war. So wirkte das Telegramm der Obersten 
Heeresleitung beim Oberkommando 9 nur verstimmend. Dieses antwortete: 
„Ausladung in Krakau ersolgt gegen diesseitige Absicht, lediglich auf aus- 
drücklichen Befehl des Großen Hauptquartiers. Ausladung jetzt nicht mehr 
Zu ändern, da im Gange. Armee wird nach Ausladung nach Norden ver- 
schoben, um damit die hier stets als richtig erkannte Basis zu gewinnen." 
An demselben 24. September wurde aber in einem „Oberste Heeres- 
leitung" unterzeichneten Telegramme auch Aufklärung gefordert über die 
Heranziehung der 35. Referve-Division (Hauptreserve Thorn) zur 9. Armee. 
Dieser vom Oberkommando 9 noch gar nicht gemeldete Entschluß war der 
Obersten Heeresleitung auf dem Dienstwege über die Feldeisenbahn- 
behörden bekanntgeworden. Ihr Eingreifen erregte bei den an völlige 
Selbständigkeit gewöhnten Siegern von Tannenberg und den Mafurifchen 
Seen Befremden. Daß Generaloberst v. Moltke ausgeschaltet war, wußte 
man noch nicht; denn nach wie vor waren die einlaufenden Drahtungen 
J) Bericht der 8. Armee vom 24. und Antwort des Generalobersten v. Hinden- 
bürg vom 26. September, vgl. S.S06f. 
t Weltkrieg. V. Band. 27
	        
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