Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Der Aufmarsch der 9. Armee. 
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nördlich der Weichsel geschoben wird, um mit deutscher Armee gemeinsam 
hier Offensive zu ergreifen. Rechter Flügel deutscher Armee etwa über 
Kjelzy. — Südlich der Weichsel Offensive der anderen österreichischen 
Armeen mit gestaffeltem rechten Flügel." Auf einen solchen Plan glaubte 
aber General v. Conrad jetzt noch nicht eingehen zu können^). Das öfter- 
reichisch-ungarische Heer hatte gerade die Wisloka erreicht, der Rückzug sollte 
aber noch zwei Tagemärsche weiter bis an die Viala und den unteren 
Dunajez fortgesetzt werden. Erst westlich der Dunajez-Mündung wollte der 
österreichisch-ungarische Generalstabschef zunächst einmal eine Kavallerie- 
Division, mit Infanterie als Rückhalt, auf das nördliche Weichsel-Ufer 
schieben. Im übrigen sollten die Armeen Ergänzungen heranziehen und die 
Ankunft der deutschend. Armee erwarten. Von der bevorstehenden gemein- 
samen Operation erhoffte General v. Conrad — wie er schon am 20. Sep- 
tember an Generaloberst v. Moltke geschrieben hattet — die „Feldzugs- 
entscheidung im Osten". Er hatte daher gleichzeitig den Einsatz weiterer 
deutscher Kräfte, wenn auch nur zweiter oder dritter Linie, für die Offensive 
nach Polen erbeten. 
Demgegenüber bestand Generaloberst v. Hindenburg am 22.S e p - 22. «nd2Z.S°p- 
tember darauf, daß „schon jetzt der Entschluß gefaßt werde und zur Aus- tcm6et* 
führung gelangen müsse, im Rückzüge eine möglichst starke österreichisch- 
ungarische Armee auf das nördliche Weichsel-Ufer zu bringen". Cr ent- 
sandte den Oberquartiermeifter der Armee, Obersten v. Sauberzweig, nach 
Neu-Sandez und legte auch dem österreichisch-ungarischen Hauptmann 
v. Fleifchmann dar, daß die deutsche 9. Armee sich schon im Vor- 
marsch so weit nördlich schieben müsse, daß ein großer Erfolg über die 
Russen durch Umfassung gewährleistet sei. „Schiebt Österreich nicht starke 
Kräfte über die Weichsel, so können zu der Umfassung nur schwächere Teile 
*) Gras Conrad schrieb darüber später (Conrad IV, S.832): „Für General- 
oberst v. Hindenburg lag es nahe, möglichst starke Kräfte aus dem linken Weichsel- 
llser zu vereinen, insbesondere auch, weil sich dadurch die Deckung Preußisch-Schlestens 
erhöhte. Ich aber mußte mit der Möglichkeit rechnen, daß die Russen nur eine Gruppe 
aus dem linken Weichsel-Ufer vorgehen lassen, mit der Hauptmasse aber den Stoß 
südlich der Weichsel führen würden, was, wenn es gelänge, von schwerwiegender 
Folge werden konnte, überdies war eine eigene Offensive rechts der Weichsel die 
wirksamste Bedrohung der Russen. Ich mußte daher die allmähliche Klärung ab- 
warten, ehe ich mich entscheiden konnte, wie viele österreichisch-ungarische Kräfte aus das 
nördliche User zu verschieben wären." 
2) Conrad, IV, S. 818. Daß inzwischen General v. Falkenhayn die Geschäfte 
des deutschen Generalstabschefs in vollem Umfange übernommen hatte, war der ver- 
blindsten Heeresleitung ebenso wie der deutschen 9. Artnee einstweilen noch nicht 
bekannt.
	        
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