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Der Feldzug im Osten bis Ende Oktober 1914.
schaffen war, galt es, die Gesamtkriegführung der beiden
deutschen Ostarmeen in Einklang zu bringen. Von der 9. Armee
hatte das Garde-Reservekorps gerade begonnen, westlich von Kattowitz aus-
zuladen, das XX. Armeekorps war im Amollen nach Tschenstochau, die übri-
>S. September, gen Teile der Armee sollten folgen. Am 19. September erhielt die Haupt.
reserve Posen Befehl, von Kalisch auf Sjerads anzutreten, gleichzeitig sollte
der posensche Grenzschutz ostwärts gegen die Warthe vorgeschoben werden.
Tags darauf wurde die 35. Reserve-Division (Hauptreserve Thorn) der
8. Armee, die noch südlich von Mlawa stand, zum Transport nach Thorn
bestimmt, um von hier auf dem linken Weichsel-5lfer über Wlozlawek in der
Richtung auf Warschau vorzustoßen. Cs schien aber erforderlich, auch von
Ostpreußen aus weiterhin „einen möglichst starken Druck in Richtung War-
schau auszuüben". Daher sollte die 8. Armee sich darauf vorbereiten, „nach
dem Vorstoß gegen die Grodno-Warfchauer Bahn starke Teile — vielleicht
ein bis zwei Divisionen — in die Gegend von Mlawa zu führen, um von
dort aus offensiv zu werden". Ob es bei solcher Schwächung der 8. Armee
zugunsten der Operation in Polen möglich sein werde, Ostpreußen auf die
Dauer gegen neuen russischen Einbruch zu schützen, stand dahin. Um so
nachhaltiger sollten hier Verteidigungsanlagen vorbereitet werden.
Gleichzeitig mit diesen Maßnahmen der örtlichen Führung war auch
die Oberste Heeresleitung darauf bedacht, die Lage an der Ost-
front zu erleichtern. Auf Anregung des Generalleutnants v. Falkenhayn
wurde eine größere Flottenunternehmung gegen die russische Ostseeküste
vorbereitet, um an dieser — wie man wußte — für die Russen besonders
empfindlichen Stelle Kräfte zu binden, die dann an der Landkampfftont aus-
fielen').
2l. September. Am 21. September wurde das Oberkommando der deutschen
9. Armee nach Beuchen in den Aufmarschraum der anrollenden Truppen
verlegt. Cs zeigte sich immer klarer, daß die Russen die unmittelbare Ver-
folgung des österreichisch-ungarischen Heeres am San eingestellt hatten; nur
zögernd waren Teile weiter vorgegangen. Damit fiel der einzige Grund
fort, der — ganz gegen die Absichten der deutschen Führung im Osten —
den Entschluß ausgelöst hatte, die 9. Armee mit dem rechten Flügel bei
Krakau zu versammeln. Aber es bot sich schließlich auch jetzt noch die
Möglichkeit, die Operation aus einer mehr nördlichen Richtung anzu-
setzen. So drahtete Generaloberst v. Hindenburg am 21. September an
die österreichisch-ungarische Heeresleitung: „Es ist für Fortführung der
Operationen von entscheidender Bedeutung, daß starke österreichische Armee
l) S, 11, 505 und 520 s.