Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Die Operationen in Frankreich und Belgien. 
neuen Reservekorps auf den westlichen Kriegsschauplatz entschloß, wohl er- 
warten. Auch dann, wenn es nicht zu einem Zusammenbruch der feindlichen 
Front nördlich der Somme kam, bildete die Eroberung der französischen 
Kanalküste ein Ziel von so großer Bedeutung, daß es den Einsatz aller Kräfte 
rechtfertigte. Die Verbindung zwischen den beiden Alliierten wäre auf das 
ernsteste gestört, Truppenüberführungen der Engländer im weiteren Verlauf 
der Ereignisse in hohem Maß erschwert worden. Rein zahlenmäßig be- 
trachtet begünstigte das Kräfteverhältnis das Gelingen einer solchen 
Operation zu diesem Zeitpunkt ganz außerordentlich. Unmittelbar vor Ve- 
ginn der Offensive standen aus dem Entscheidungsflügel 111/« Divisionen der 
deutschen 4. Armee in voller Gefechtsstärke und mit starker Artillerie gegen 
eine frische englische Division, zwei bereits abgekämpfte französische Terri- 
torial-Divisionen mit einer Marine-Vrigade sowie die völlig erschöpfte 
belgische Armee'). 
Der Zusammenprall der beiderseitigen Kräfte erfolgte zum Teil im 
Begegnungskampfe; das verzweifelte Ringen um jeden Fußbreit Boden 
endete schließlich auch hier im Erlahmen jeder Bewegung, im Stellungskriege. 
Zeitweise war bei General v. Falkenhayn der Gedanke wieder auf- 
getaucht, die Amfassungsoperation in Flandern mit einem Durchbruch 
bei Roye zu verbinden und dadurch die feindliche Front zwischen dem 
Meere und Noyon zu zertrümmern. Zu einer Operation von solchen Aus- 
maßen, die bei glücklichem Ausgang vielleicht feldzugentscheidende Ve- 
deutung hätte gewinnen können, reichte indessen die flüssig gemachte Kraft 
auch jetzt nicht hin. Wenige Tage nach der Einleitung wurden die Vor- 
bereitungen zum Durchbruch bei Roye wieder abgebrochen und die da- 
durch freiwerdenden Kräfte nach Norden herangezogen. Gegen Ende 
Oktober vereinigte der Führer des Westheeres alle Anstrengungen lediglich 
auf den Kampf in Flandern und verzichtete auf alle anderen Anter- 
nehmungen: sowohl auf ein Vorgehen der Armee-Abteilung Strantz über 
die Maas wie auf die Weiterführung der Unternehmung der 1. Armee östlich 
Soissons und auf den Angriff der 5. Armee gegen Verdun. Der gemeinsame 
Angriff der Gruppe Fabeck und der 4. Armee sollte jetzt auf dem äußersten 
rechten Flügel einen Erfolg bringen, der den gegenüberstehenden Feind 
mindestens zur Räumung großer Strecken des Küstenlandes zwingen konnte. 
Bei der offensichtlichen Erschöpfung des Gegners glaubte General v. Falken- 
Hain Aussichten auf geradezu kriegsentscheidende Folgen zu erkennen. 
In der Tat ist es der Führung der verbündeten Franzosen, Briten und 
Belgier nur unter höchsten Anstrengungen gelungen, den deutschen Ansturm 
!) Sie zählte damals nur 48 000 Gewehre, ihre artilleristische Kraft war äußerst 
gering. Vgl. S. 306.
	        
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