Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Die Operationen in Frankreich und Belgien. 
von Norden kamen'). Wahrscheinlich auf Grund dieser Erkundungs- 
ergebnisie richtete der englische Oberbefehlshaber nachts an 
Lord Kitchener die telegraphische Meldung, daß er und General Foch über- 
einstimmend der Ansicht seien, daß die Deutschen im Begriffe ständen, 
Truppen nach dem östlichen Kriegsschauplatz abzubesördern, und daß sie in 
der Richtung auf Apern und Calais keine Erfolge mehr erzielen würden. 
Selbst wenn noch heftige Angriffe stattfänden, fo würden diese vermutlich 
nur zur Deckung des Rückzuges erfolgen^). General d'Urbal hatte 
schon vorher Anzeichen für ein gewisses Nachlassen in der Wucht der 
deutschen Angriffe zu bemerken geglaubt. Am 1. November hatten Ge- 
fangene ausgesagt, daß sie seit drei Tagen ohne Verpflegung seien'). Am 
folgenden Tage war eine Nachricht eingegangen, nach der auf deutscher 
Seite zwischen dem 31. Oktober und 2. November 30 000 Verwundet- auf 
Gent und Brügge abbefördert sein sollten4). Mehrfach war in den letzten 
Tagen beobachtet worden, daß die Sturmangriffe des Gegners nicht mehr 
in Schützenlinien, sondern dichten, tiefen Kolonnen erfolgten^). Aus diesen 
Anzeichen gewann die französische Führung am 3. November die Über- 
zeugung, daß die deutsche Offensive auf Z)pern mißglückt sei"). 
Während der ganzen Dauer der Schlacht in Flandern hatte — wie 
bereits erwähnt — der englische Oberbefehlshaber in seinen 
wiederholten Berichten nach London die Lage stets günstig beurteilt. 
Seine nachträglichen Niederschriften lauten indes wesentlich anders. Cr gibt 
darin zu, daß er der Überzeugung gewesen sei, daß am 31. Oktober und 
1. November das britische Imperium in größter Gefahr 
geschwebt hätte'); die ganze Küstenlinie von Ost ende 
bis Le Ha vre sei um ein Haar im Begriff gewesen, in 
die Hände der Deutschen zu fallen. 
Die sehr tatkräftige und rührige Führung des Generals Foch hatte 
es verstanden, aus der zusammengewürfelten Kampffront das letzte heraus- 
zuholen und die Engländer zum Ausharren zu bewegen. Wiederholt standen, 
als Nachrichten von deutschen Durchbrüchen durch die vorderste Linie der 
Alliierten eintrafen, keine Reserven mehr zur Verfügung, um die Lage 
wiederherzustellen. Daß es trotzdem gelang, die äußerste Gefahr ab- 
zuwenden und ein weiteres Vordringen des Gegners auf Apern zu ver¬ 
hindern, war neben mancherlei glücklichen Zufällen vornehmlich dem mit 
leidenschaftlichem Siegeswillen erfüllten General Foch zu danken. 
Ob die französischeOber st e Heeresleitung die am linken 
») Engl. amtl. Werk, II, S. 378. — -) Ebenda. — s) Ebenda, 6. 361. — 4) Palat, 
VIII, 6.232. — 5) Ebenda, 6.246. — ->) Madelin, 6.190. — Palat, VIII, 0.255. 
- >) French, 6.260.
	        
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