Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Die Operationen in Frankreich und Belgien. 
gleitet war. Später eroberten jedoch die Deutschen das verlorene Gelände 
zurück. Von der S e e aus griffen die dort liegenden Schiffe nach wie vor 
durch ihre weittragende Artillerie wirksam in den Kampf ein; sie wurden 
jedoch von diesem Tage ab in immer steigendem Maße von deutschen, hinter 
den Dünen auffahrenden, schweren Batterien unter Feuer genommen und 
erlitten Beschädigungen und Verluste. 
Die Lage der Belgier hatte sich, da die Unterstützung der sranzö- 
fischen 42. Division verspätet eingetroffen und unzureichend gewesen war, 
weiterhin ungünstig gestaltet. Am Abend des 25. Oktober wurden die 
erlittenen Verluste auf 15 000 Mann geschätzt. Die Artillerie besaß im 
Durchschnitt noch 100 Schuß für jedes Geschütz; immer mehr Geschütze 
mußten den Kampf einstellen. Verpflegung kam nicht mehr in die vordere 
Linie, die eisernen Portionen waren aufgezehrt). 
In dieser aufs höchste gesteigerten Not griff diebelgischeHeeres- 
l e i t u n g den bereits am 15. Oktober von englischer Seite angeregten Ge- 
danken auf, durch künstliche Anstauung der Kanäle und Wasserläufe ein 
schützendes Hindernis vor der Front zu schaffen. Verschiedene belgische Sach- 
verständige hatten sich in der letzten Zeit mit der Frage beschäftigt, ob durch 
Verstopfen der Durchlässe am Bahndamm Dixmude—Nieuport und öffnen 
der Schleusen bei Nieuport zur Zeit der Flut das Gelände zwischen dem 
genannten Bahndamm und der Z)fer, also vor der belgischen Stellung, über- 
schwemmt werden könnte^). Nach Prüfung durch den belgischen General- 
stabschef, General Wielemans, ordnete König Albert am 25. Oktober an, 
daß die erforderlichen Vorbereitungen unverzüglich in Angriff zu nehmen 
seien. Cs sollten sämtliche Durchlässe am Bahndamm verstopft und ein 
250 in langer Deich am Südwestausgang von Nieuport angelegt werden. 
Die Arbeiten wurden größtenteils nachts ausgeführt, um sie möglichst lange 
vor dem Gegner geheim zu halten. 
Der für den Fortgang des Kampfes so folgenschwere Entschluß wmde 
— soweit sich feststellen läßt — von derbelgischenHeeresleitung 
s e l b st ä n d i g gefaßt und am Nachmittage dem französischen Verbin- 
dungsoffizier, dem Admiral Ronarc'h und wahrscheinlich auch dem Führer 
der 42. Division, General Grossetti, mitgeteilt. Durch die Einleitung der 
Überschwemmung wurde ein französisch-belgischer Gegenangriff an diesem 
Teil der Front unmöglich gemacht. Es kann keinem Zweifel unterliegen, 
daß diese bedeutsamen Entschließungen und Maßnahmen des belgischen 
Generalstabes den operativen Absichten des Generals Foch in der gegen¬ 
wärtigen Lage nicht entsprachen. 
1) La Belgique, ©.213. — 2) Ebenda, S. 213.
	        
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