Französisch-britische Angriffspläne.
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erklärte sich jedoch hierzu mit Rücksicht auf den Zustand der Truppen außer¬
stande und wies darauf hin, daß nach eingegangenen Nachrichten deutsche
Kräfte im Vormarsch von Antwerpen her bereits die Linie Deynze—Gent—
Selzaete erreicht hätten; eine belgische Angriffsbewegung von Apern gegen
den deutschen Nordflügel würde bei einem weiteren Vorgehen des Gegners
selbst in der Flanke bedroht werden; eine derartige Operation bedeute die
Preisgabe der Verbindung mit der Kanalkttste. Der
französische Höchstkommandierende, der sich diesen Einwendungen
nicht zu verschließen vermochte, entschied, daß unter den obwaltenden Um-
ständen das englische IV. Korps bei Roulers, die französische Marine-
Brigade bei Cortemarck und die Belgier in der Linie Cortemarck—
Eerneghem stehenbleiben sollten^).
Dem von General Foch für den 13. Oktober beabsichtigten An- >Z.Oktober,
griff stellten sich erhebliche Schwierigkeiten entgegen.
Die französische 10. Armee, deren Ziel die Wiedernahme von
Lille war, hatte bei Vermelles so schwere Kämpfe zu bestehen, daß jedes
Vorgehen unmöglich wurde. Nördlich anschließend drang das englische
II. Korps mit dem linken Flügel in dem unübersichtlichen Gelände unter
lebhasten Gefechten nur Schritt für Schritt vorwärts. Von der f r a n -
zöfifchen Heereskavallerie, deren Gruppenverband wieder auf-
gelöst war, wurde das 1. Kavalleriekorps nach dem Einrücken der Engländer
in die Front hinter die vorderste Linie zurückgenommen, das 2.griff ver¬
geblich Cstaires und Neuf Berquin an. Das britische III. Korps
erreichte die Linie Vieux Verquin—Meteren—Berthen und konnte am
linken Flügel eine von den Deutschen hartnäckig verteidigte Höhenstellung
in Besitz nehmen. Die englische Kavallerie war an den Kämpfen beteiligt).
Das britische IV. Korps erreichte auf dem Rückmärsche von Thielt
mit der Infanterie Roulers, mit der 3. Kavallerie-Division Z)pern.
Als Rückhalt für dieses Korps waren von der französischen Führung die
französische 87. und 89. Territorial-Division nach Poperinghe und Cassel
herangezogen worden; sie wurden unter dem Kommandanten von Dünkirchen
zu einer Gruppe Pidon zusammengefaßt'). Die Marine-Brigade
ging von Thielt auf Thourout zurück; sie wurde dem belgischen Oberbefehl
unterstellt').
Die belgische Heeresleitung hielt die von General Ioffre gewünschte
Verteidigungsstellung Cortemarck—Eerneghem mangels jeglicher Flügel¬
*) La Belgique, S. 179. — 2) Engl. amtl. Werk, II, S. 80. — 3) Franz. amtl,
Werk, X, 1, S. 944. — *) Palat, VII, S. 391.