Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Die Operationen in Frankreich und Belgien. 
gestaltet hatte, beruhte die Bedeutung dieser stärksten Festung Frankreichs 
darin, daß sie den gesicherten Ausgangspunkt und Rückhalt für eine Offensive 
der Franzosen gegen die rückwärtigen Verbindungen der Hauptmasse des 
deutschen Westheeres bot. Andererseits sah sich der Feind aber auch selbst 
gezwungen, zum Schutze dieses Eckpfeilers und Vruchpunktes seiner Heeres- 
front starke Kräfte ständig hier bereitzuhalten. Ein Angriff von deutscher 
Seite erschien also nicht nur als das beste Mittel, die Bedrohung der 
eigenen rückwärtigen Verbindungen durch den Feind zu beseitigen, sondern 
versprach auch im Fall des Gelingens insofern operativ einen großen Erfolg, 
als er die in weitem Umkreise vor der Nord-, Ost- und Südostsront von 
Verdun festgelegten deutschen Kräfte zur Verwendung in wirkungsvollen 
Richtungen freimachte. Die Oberste Heeresleitung hatte sich daher am 
19. Oktober mit der Absicht des Armee-Oberkommandos 5 einverstanden 
erklärt, die Nordfront der Festung auf beiden Afern der Maas gleich- 
zeitig mit 2%Armeekorps anzugreifen. Als sich daraufhin das Armee- 
Oberkommando bereits mit den erforderlichen Vorbereitungen befaßte, 
erklärte sich die Oberste Heeresleitung außerstande, die beantragten artilleri- 
stischen und pioniertechnischen Angriffsmittel, vor allem die zur Dmch- 
sührung der Belagerung für nötig gehaltenen Munitionsmengen auch nur 
annähernd zur Verfügung zu stellen. Anter diesen Umständen verzichtete 
Kronprinz Wilhelm um die Monatswende Oktober/November vorläufig 
auf seinen Plan. Die Oberste Heeresleitung konnte sich den von ihm in 
einem Bericht vom 29. Oktober eingehend entwickelten Gründen nicht ver- 
schließen und erklärte sich am 1. November mit der Verschiebung der Be- 
lagerung einverstanden. 
Mehr noch wie die S. Armee selbst war die ihr unterstellte Armee- 
Abteilungdes Generals v. Strantz') einer stetigen Bedrohung 
durch den Feind ausgesetzt. Fhre auf die Maas-Höhen südlich Verdun 
vorspringende Keilstellung forderte geradezu zu einer doppelten Umfassung 
von Nordwesten und Süden heraus. Andererseits bildete sie, falls Verdun 
von deutscher Seite angegriffen wurde, eine sehr günstige Basis nicht nur 
für eine Bedrohung der Südfront der Festung und ihrer Zufahrtstraßen im 
Maas-Tale, sondern auch für die Einleitung einer Offensivoperation gegen 
Flanke und Rücken der französischen Festungsfront Toul—Cpinal. Die 
deutschen Stellungen lagen, seitdem der Bewegungskrieg Ende September 
hier seinen Abschluß gefunden hatte, dauernd unter lebhaftem, nicht selten 
heftigem feindlichen Artilleriefeuer, örtliche Angriffe des Gegners, die sich 
vorwiegend gegen die vom V. Armeekorps gehaltene Höhe von Eombres 
i) S. 102 und 177.
	        
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