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Die Operationen in Frankreich und Belgien.
Wonnen worden, und der schwerste Kampf, der nunmehr ohne den Vorteil der
Überraschung durchgefochten werden mußte, stand noch bevor. Daß es sich
nicht um eilig aufgeworfene Schützengräben, sondern um eine sorgfältig be-
festigte, in mehrere Linien tief gegliederte Stellung handelte, hatte der erste
Tag gelehrt; nach den Meldungen der Flieger waren südöstlich Ypern und
östlich Poperinghe große Befestigungsanlagen erkannt worden.
ZI. Oktober. Am 31. Oktober 1*° morgens meldete General v. Vefeler dem Armee-
a> 4. Armee. Oberkommando 4: „Infolge stetig zunehmender Überflutung des Geländes
östlich des Bahndammes zwischen Nieuport und Pervyse müssen Truppen
zurückgezogen werden. Fortsetzung des Angriffs voraussichtlich unmöglich."
Diese überraschende Meldung rief beim Armee-Oberkommando eine um
so schwerere Enttäuschung hervor, als von dem Vorgehen des rechten Armee-
flügels gerade der entscheidende Erfolg erhofft war. Die Gewalt der
Elemente hatte der Schlacht eine verhängnisvolle
Wendung gegeben, gegen die menschlicher Wille
nichts auszurichten vermochte. Am 5° morgens wurde dem
Generalkommando anheimgegeben, nach eigenem Ermessen zu handeln; das
Armee-Oberkommando behalte sich weitere Entschließungen über die dem-
nächstige Verwendung des Korps vor. Der Obersten Heeresleitung wurde
unverzüglich Meldung erstattet: „Rasches Steigen in dem durch Sprengung
der Rieuporter Schleuse') überschwemmten Gebiete zwischen Bahn und
Kanal macht Zurücknehmen III. Reservekorps nötig. Feind wird dort weiter
festgehalten. Demnächst Einsatz des III. Reservekorps nach Süden be-
absichtigt."
Der Rückzug des III. Reservekorps erfolgte in der Rächt zum
31. Oktober unter großen Schwierigkeiten, aber ohne Störung durch den
Feind. Sämtliche Verwundete und Geschütze wurden geborgen, Sicherungen
blieben auf dem Westufer der Äser. Die drei Divisionen des Korps
sammelten sich im Laufe des Tages östlich des Flusses, während das
XXII. Reservekorps noch westlich stand. Es vermochte aber nach dem Rück-
zuge des III. Reservekorps nicht weiter anzugreifen, mußte vielmehr den
rechten Flügel an die Z)ser zurückbiegen.
Die beiden Korps an der Rordostsrönt des Dpernbogens, das XXIII.
und XXVI. Reservekorps, lagen auch am 31. Oktober in schwerem Artillerie-
feuer des Feindes und sahen sich in die Abwehr gedrängt. Rur beim linken
Flügelkorps der 4. Armee kam es zu größeren Kampfhandlungen. Zusammen
mit dem rechten Flügel der 30. Infanterie-Division stießen württembergische
J) Tatsächlich war die Schleuse nicht gesprengt, sondern nur geöffnet worden.
Vgl. S.390.