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Die Operationen in Frankreich und Belgien.
dieses sofort zusagte, ging kurz vor Mitternacht von der Obersten Heeres-
leitung folgender Befehl ein: „4. Armee muß sich mit Hilfe der Höheren
Kavalleriekommandeure und der Landwehr-Vrigaden vier Tage lang bis
zum Eintreffen starker Unterstützungen mindestens behaupten. Das »Wie«
ist Sache der Armee."
Mit diesem Befehl war die Aufgabe der Armee für die nächsten Tage
festgelegt. Das Armee-Oberkommando war entschlossen, bei Dixmude und
nördlich weiter anzugreifen, auf der übrigen Front die Stellungen zu halten
und zu neuem Vorgehen bereit zu sein. Damit behielt die Führung die
Initiative im Norden in der Hand, mußte sie aber im Süden zunächst dem
Gegner überlassen; freilich in der Hoffnung, sie auch hier wieder an sich zu
reißen, sobald die Lage es gestattete.
25. Oktober. Der 25. Oktober brachte dem offensiven Nordflügel räumlich zwar nur
geringen Gewinn. Es war aber der hingebenden Arbeit der Pioniere ge¬
lungen, mehrere Übergänge über die Wer herzustellen, so daß die Feld-
artillerie auf das westliche Äser nachgezogen werden konnte, ehe die Brücken
vom Feinde wieder zerschossen wurden. Damit hatten die übergegangenen
Divisionen — auch die Infanterie der 44. Referve-Division war inzwischen
annähernd vollzählig über den Abschnitt gefolgt — erheblich an Kampfkraft
für die Fortsetzung des Angriffes gewonnen. Dieser Zuwachs war um so
erwünschter, als der Gegner durch den Einsatz der französischen 42. Insan-
terie-Division an Widerstandskraft gewonnen hatte und auch die Gefahr, die
von Dixmude her der linken Flanke des Brückenkopfes drohte, noch nicht
hatte beseitigt werden können.
Die Bedeutung von Dixmude lag auf der Hand. In zäher Tapfer-
keit wurde um diesen Stützpunkt der Kanalstellung gerungen. Zm Erwei-
terung der Durchbruchsstelle und Entlastung der 44. Reserve-Division legte
die höhere Führung besonderen Wert auf den baldigen Besitz der Stadt.
Am Nachmittage befahl das Generalkommando des XXII. Reservekorps
den Angriff, doch kam die 43. Reserve-Division nur langsam vorwärts. Da
zahlreiche Unterführer bereits gefallen waren, hatte die junge Truppe er-
heblich an Stoßkraft verloren. Außerdem stellte es sich heraus, daß der Der-
teidiger keineswegs erschüttert war, und daß seine Stellung unter der
Artilleriebeschießung nur wenig gelitten hatte. Obwohl Teile des An-
greisers in den Ort eindrangen, mußte die Division am Abend auf etwa
1000 Meter Entfernung vom Ostrande zurückgehen. Ungeachtet der er-
littenen schweren Verluste trat die.tapfere Truppe in der Nacht nochmals
zum Bajonettkampf an. Sie mußte auch diesmal wieder weichen. Die
Führung gewann den Eindruck, daß bei Dixmude ein Erfolg erst nach
weiterer, sorgfältiger Artillerievorbereitung zu erringen sei.