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Die Operationen in Frankreich und Belgien.
scheiterten trotz aller heldenmütigen Hingabe unter blutigen Verlusten. Gute
Fortschritte dagegen machte das XXIII. Reservekorps. In hartem Kampfe
gelang es ihm, den Gegner nördlich des Houthulster Waldes zurückzu-
drängen. Das Korps stand am Abend an der Chaussee Dixmude—Bixschote,
in Linie Rille—Roonehoek bis Merckem und von hier südöstlich zurück-
gebogen bis Mangelaare. Dagegen stieß das benachbarte XXVI. Reserve-
korps auf starken Widerstand. Die Truppe litt schwer unter dem seiud-
lichen Feuer und hatte große Verluste. Der rechte Flügel hielt sich zeit-
weise nur mühsam in den gestern genommenen Stellungen westlich Poel-
kappelle, der linke Flügel gelangte bis Vroodseinde. Auch beim
XXVII. Reservekorps geriet der Angriff völlig ins Stocken. Auf seinem
rechten Flügel kam es sogar vorübergehend zu rückgängigen Bewegungen.
Eine Meldung besagte, daß „die junge Truppe Anstrengungen noch wenig
gewachsen" sei, sie „leide an Überanstrengung".
Die 6. Armee machte nur ganz unwesentliche Fortschritte. Die
Kavallerie errang zwar einige örtliche Erfolge, lag aber schließlich vor feind-
lichen Stellungen in Linie Vieux Chien—Kruiseik—Zandvoorde—Holle-
beke—Messines fest, auch das XIX. und XIII. Armeekorps sowie die
14. Infanterie-Division stießen auf ungeschwächten Widerstand und konnten
nur ganz geringen Geländegewinn erzielen. Im übrigen wurden bei der
14. Infanterie-Division am 21. Oktober englische Gegenangriffe abgewiesen.
Ein erbeuteter Befehl ließ keinen Zweifel darüber, daß die Engländer um
die Entscheidung rangen. Das I. bayerische Reservekorps trat nach kräf-
tiger Artillerievorbereitung 4° nachmittags zum Angriff gegen die Rordsront
von Arras an, mußte sich jedoch ebenfalls mit einem örtlichen Erfolg, der
Wegnahme des Ostrandes von St. Laurent, begnügen.
Beim Oberkommando bestand am Vormittage vorübergehend der Cm-
druck, daß der Angriff in Fluß komme. Bei einem Besuch des General-
kommandos des XIII. Armeekorps wurde Kronprinz Rupprecht mit der
Meldung empfangen, daß der Feind zurückgehe, und daß das General-
kommando im Begriff sei, einen Stellungswechsel nach vorwärts vor-
zunehmen. Diese Nachricht wurde sofort an die 4. Armee und an die
Heereskavallerie weitergegeben, das 2. Kavalleriekorps, das als letzte
Reserve südlich Lille stand, wurde in westlicher Richtung auf Wavrin in
Marsch gesetzt. Bald darauf stellte sich aber die Meldung als irrig heraus.
Das Oberkommando gelangte zu einer ungünstigen Auffassung der Lage.
Man begann damit zu rechnen, daß der Angriff der 6. Armee wiederum
zum Stehen gekommen sei. Zur Angriffskraft der 4. Armee hatte man ohne-
hin nur geringes Zutrauen.
Am Abend des 21. Oktober befand sich die Schlacht bei Apen? auf