Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

General v. Falkenhayn will den Gegner gegen die 6. Armee anlausen lassen. 281 
in Dünkirchen schließen. Hiernach schienen sich stärkere englische Kräfte 
nördlich der Lys und beiderseits des La Bassse-Kanals zu versammeln. 
Eine Verstärkung erfuhren diese englischen Kräfte durch die aus Antwerpen 
entkommene, allerdings in ihrem Zusammenhalt stark erschütterte belgische 
Armee, die nach den Ergebnissen der Luftausklärung das gesamte Gebiet 
zwischen Antwerpen und der Küste räumte. Durch Flieger war der Ab- 
transport erheblicher Teile auf Ostende sowie über Thourout—Dixmuide 
in westlicher Richtung erkannt worden; zudem lagen Meldungen über 
Truppenlandungen bei Ostende vor. 
Durch das Auftreten dieser neuen feindlichen Kampfgruppe wurde das 
Vild der Lage stark verschoben. General v. Falkenhayn hatte geglaubt, daß 
es dem XIX. und XIII. Armeekorps gelingen werde, das Höhengelände 
südlich der Linie Lillers—Böthune in Besitz zu nehmen und zu halten, bis 
die 4. Armee herangerückt sei. Angesichts des immer mehr sich versteifenden 
Widerstandes zwischen Bailleul und Souchez schien indessen die Hoffnung, 
durch schnelles Zufasien den Höhenzug zu gewinnen, kaum noch berechtigt. 
Der Angriff des XIX. und XIII. Armeekorps auf die Höhe südwestlich 
Vöthune verlor um so mehr seine Grundlage, als er durch die aus Richtung 
Dünkirchen herankommenden feindlichen Reserven in der rechten Flanke be° 
droht wurde. Die Masse der 4. Armee konnte erst etwa am 17. Oktober im 
Räume Brüssel—Alost—Lessines operationsbereit stehen, kam also wahr- 
scheinlich zu spät, um einen Rückschlag auf dem rechten Flügel der 6. Armee 
zu verhindern. 
Im Zusammenhange mit diesen Erwägungen reifte in General 
v. Falkenhayn der Entschluß, diesmal den Gegner anlaufen zu lassen und 
über den Erschöpften dann mit den frischen Truppen der 4. Armee her- 
zufallen. 
In Verfolg dieses Entschlusses, der eine Einstellung der Offensive auf 
dem rechten Flügel der 6. Armee bedingte, machte Oberst v. Dommes dem 
Armee-Oberkommando 6 im Auftrage der Obersten Heeresleitung am 
13. Oktober die Mitteilung, daß es „erwünscht sei, die beiden letzten Korps, 
XIX. und XIII., nicht nach Westen einzusetzen. Sie sollten mehr die 
Front nach Norden gegen den feindlichen Angriff erhalten und dann zu- 
sammen mit dem III. Reservekorps den Feind angreifen. Die Oberste 
Heeresleitung sei daher mit der Gruppierung, die das Armee-Ober- 
kommando 6 einstweilen den beiden Korps gegeben habe, ganz einver- 
standen". Die Heereskavallerie solle die Linie, in der sie zur Zeit stehe, 
schließen und damit die Verschiebung der beiden Korps nach Norden decken. 
Falls es dem Höheren Kavalleriekommandeur 4 möglich sei, sich jetzt noch 
vom Feinde zu lösen, solle er sich mehr nach Norden ziehen, eine mehr
	        
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