Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

10 Grundlegende Entscheidungen für die Gesamtkriegführung. 
Amt übernahm, blieben nicht ohne Eindruck auf seine Mitarbeiter. Was 
die nächsten Tage von ihm forderten, war Außerordentliches: Es galt, sich 
trotz der ihm vorläufig anhaftenden Unsicherheit in der technischen Beherr¬ 
schung der Führungsaufgaben zu neuen, schöpferischen operativen Entschlüssen 
durchzuringen und im Gegensatz zu der bisherigen zu lockeren Zügelführung 
der Obersten Heeresleitung einen klaren und starken Führerwillen zur Gel- 
tung zu bringen. 
, Wenige Tage angespanntester Arbeit genügten ihm, sich über die mili- 
tärische Lage den nötigen Überblick zu verschaffen und mit den übrigen Dienst- 
stellen des Großen Hauptquartiers die erforderliche Fühlung herzustellen. 
Hierbei kamen ihm die Erfahrungen in der Beurteilung der verantwortlichen 
Persönlichkeiten und Kenntnisse, die er schon als Kriegsminister besaß, 
wesentlich zustatten. Sehr erleichtert wurde ihm dies Einleben in die neue 
Stellung auch dadurch, daß er von Anfang an nicht nur eine starke Stütze 
in dem Militärkabinett fand, sondern vor allem das volle Vertrauen seines 
Obersten Kriegsherrn besaß. Der Kaiser war von der Persönlichkeit feines 
neuen Generalstabschefs, insbesondere von dem Mut, mit dem dieser im 
kritischen Augenblick in die Bresche gesprungen war, nicht unbeeindruckt ge- 
blieben. Sein besonderes Vertrauensverhältnis zu dem neuen Leiter der 
Operationen konnte diesem allerdings mit der Zeit ungewollt ein gewisses 
Übergewicht über die anderen Ratgeber der Krone geben, zumal da die Ver- 
einigung der beiden bedeutsamsten militärischen Ämter in einer Hand 
General v. Falkenhayn eine überragende Machtfülle verlieh. 
Auf eine tatkräftige Unterstützung der Landkriegführung durch die 
Flotte, insbesondere durch Unterseeboote, glaubte General v. Falken- 
Hayn nicht verzichten zu können. Wenngleich bei den für die See- 
kriegführung gegebenen Richtlinien auf den Einsatz der Hochseeflotte 
vorerst nicht zu rechnen^) und ein Ausgleich der Lage hierdurch nicht 
zu erhoffen war, so drang er doch bereits am 15. September beim Chef 
des Admiralstabes, Admiral v. Pohl, auf sofortigen Einsatz von Untersee- 
booten zur Störung der englischen Truppentransporte nach dem Festlande. 
Die Tätigkeit dieser Boote wäre sehr erleichtert worden, wenn die deutsche 
Führung schon in den ersten Kriegswochen beim Vormarsch durch Belgien 
und Nordfrankreich die Hand auf die Häfen und Stützpunkte der belgischen 
und nordfranzösischen Küste gelegt hätte. Solange die Hoffnung bestand, 
die französisch-englischen Streitkräfte entscheidend zu schlagen, hatten der- 
artige Erwägungen keinen Raum gehabt, das Küstenland wäre dann von 
selbst in deutsche Hand gefallen. So hatte man zu diesem Entscheidungs- 
1) Band I, S. 20.
	        
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