Erwägungen über den Einsatz der neuen Reservekorps.
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2,Der Entschluß zum Einsay der neuen Reservekorps und die
Entwicklung des Operarionsplanes bis zum Oktober.
Hierzu Karten 8 und 10 (1 : 1 000 000).
General v. Falkenhayn entschloß sich, von den zunächst verfügbaren sechs
neuen Korps fünf im Westen, eines in Ostpreußen einzusetzen zur Ver»
fügung des Führers der 8. Armee^). Cr hatte allen Bedenken zum Trotz an
dem ursprünglichen Zeitpunkt der Verwendungsbereitschaft festgehalten. Ein
Hinausschieben hielt er angesichts der schwierigen operativen Lage nicht für
angängig. Ob General v. Falkenhayn bereits zum damaligen Zeitpunkt den
Gedanken ernstlich erwogen hat, den neuen Korps zunächst an ruhigen
Fronten Gelegenheit zu geben, sich an den Kampf zu gewöhnen, und statt
ihrer kampferprobte, ausgeruhte und aufgefüllte Verbände aus den ruhigeren
Kampffronten für die entscheidenden Operationen in Flandern einzusetzen,
ist nicht mehr mit Sicherheit festzustellen^). Cr beschloß, von den fünf für
den Westen bestimmten Korps vier zur entscheidungsuchenden Offensive
längs der Meeresküste einzusetzen, eines der Armee-Abteilung Strantz zu
überweisen'). Cs hat allerdings bei dem Entschluß über die Verwendung
dieser vier Korps offenbar an Schwankungen nicht gefehlt. Ursprünglich
scheint General v. Falkenhayn beabsichtigt zu haben, nur zwei Korps nach
Flandern abzutransportieren, die beiden anderen aber zunächst an der
deutsch-belgischen Grenze aufmarschieren zu lassen4). Am späten Abend
des 8. Oktober ist er dann aber doch zu dem Entschluß gelangt, vier Korps ». snob-r.
auf dem rechten Heeresflügel einzusetzen. Die Anweisungen wurden in
diesem Sinne abgeändert. Der Chef des Feldeisenbahnwesens erhielt
Befehl, sämtliche vier Korps nach Belgien zu fahren. Anscheinend hoffte
General v. Falkenhayn, daß der stürmische Angriffswille und die un¬
J) S. 464 und 530.
2) v. Falkenhayn a. a. €>., S. 24 bis 26. Hiernach will er diesen Gedanken er-
wogen haben, ebenso die Frage, ob die Reservekorps zur Umfassung auf dem äußersten
rechten Heeresflügel oder zum Durchbruch in der Front verwendet werden sollten.
Irgendwelche urkundliche Unterlagen sind indes für die hier gegebene Darstellung nicht
vorhanden.
3) Der Befehl an die Stellvertretenden Generalkommandos zum Abtransport
erfolgte am 10. Oktober 1230 nachmittags.
4) Diese Darstellung gründet sich auf eine Tagebuchnotiz des damals im Stabe
des Chess des Feldeisenbahnwesens befindlichen Majors v. Nahmer, die aber keine
Einzelheiten enthält, sowie aus ein am 26. Januar 1926 an das Reichsarchiv gerichtetes
Schreiben des damaligen Chefs des Feldeisenbahnwesens, Obersten Groener, wonach
ihm General v. Falkenhayn am 8. Oktober befohlen habe, zwei der neuen Korps nach
Belgien zu fahren, zwei an der deutfch-belgifchen Grenze auszuladen.
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