Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Aufstellung der neuen Reservekorps. 
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leutnant v. Wandel, und Oberst v. Wrisberg, der Chef der Armee-Abteilung 
im Kriegsministerium, am Abend des 9. Oktober 1914 die Marschbereit- 
schaft der Korps an General v. Falkenhayn melden. Die gegebene Zusage 
war eingelöst. 
Die Korps vereinigten in sich den Uberschuß an wehrfähiger Volks- 
kraft, der bei der Mobilmachung in der planmäßigen Aufstellung des Heeres 
keine Verwendung gefunden hatte. Die Mannschaften setzten sich über- 
wiegend aus nicht ausgebildeten Kriegsfreiwilligen zusammen, ferner aus 
Rekruten, zum geringeren Teil nur bereits im Frieden Ausgebildeten, deren 
Dienstzeit aber vielfach so weit zurücklag, daß sie der militärischen Schulung 
schon völlig entwachsen waren. Im Gesamtdurchschnitt waren 61 Prozent 
der Mannschaften ungedient. Verhältnismäßig stark war der Anteil der 
Studenten und der Schüler höherer Lehranstalten'). 
In ihrer Bewertung mußten die Neubildungen als völlige Improvi- 
sationen angesprochen werden. Die Aufstellung war ohne jede Friedens- 
Vorbereitung mit uneingearbeiteten Stäben erfolgt. Das Lehrpersonal 
mußte zunächst selbst lernen, ehe es lehren konnte. Wenn auch Bewaffnung, 
Bekleidung und Ausrüstung größtenteils aus verfügbaren Beständen ent- 
nommen oder durch Neufertigung beschafft werden konnten, so wiesen sie 
doch mancherlei schwerwiegende Mängel auf. 
Die größten Schwierigkeiten bereitete die Führerfrage. Aktive Offiziere 
standen nur in ganz geringer Anzahl zur Verfügung. Die Kommandeur- 
stellen mußten überwiegend mit verabschiedeten oder zur Disposition ge- 
stellten Offizieren besetzt werden, die Kompagnieführer- usw. Stellen meist 
mit Offizieren des Beurlaubtenstandes, während als Zugführer vornehmlich 
Offizier-Stellvertreter (Referveoffizier-Anwärter) verwandt werden mußten. 
Der größte Teil der höheren Offiziere war überaltert. Sie hatten meist seit 
langem nicht mehr Dienst getan und waren infolgedessen mit den neuzeit- 
lichen Anforderungen der Truppenführung, vor allem der Gefechtsführung 
nicht mehr vertraut. 
Das Fortschreiten der Ausbildung war von General v. Falkenhayn auf- 
merksam verfolgt worden. In einem Bericht des Stellvertretenden Kriegs- 
Ministers, Generals v. Wandel, vom 24. September hieß es: „Auch die 
neueren Erfahrungen bestätigen die früher ausgesprochene Ansicht, daß eine 
Verschiebung des Bereitstellungstermins über den 19. Oktober dringend er- 
wünscht ist*). Am schwierigsten liegen die Verhältnisse bei der Feldartillerie, 
wo die Batterieführer meist ihren Aufgaben nicht gewachsen sind. Eine 
9 Bei der 43. Reserve-Division, die in Berlin und Umgegend aufgestellt war, be- 
fanden sich zum Beispiel 181» Studenten und Schüler höherer Lehranstalten. 
y S. 5und 219. 
t Weltkrieg. V. Land. 
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