Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Grundlegende Entscheidungen für die Gesamtkriegführung, 
ordentlicher Bedeutung." Trotz dieser Warnung hielt General v. Falken- 
Hayn mit Rücksicht auf die Gesamtlage an seinem Entschluß fest, die jungen 
Korps spätestens von Mitte Oktober ab an der Kampffront zu ver- 
wenden. 
Im engen Zusammenhange mit der Frage der Heeresreserven stand 
die des Ersatzes für das kämpfende Heer. Die Gefechtsstärken der Armeen 
in West und Ost waren durch die wochenlang anhaltenden Kämpfe und 
Marschverluste stellenweise um 40 bis 50 Prozent gesunken. Es war 
dringend notwendig, diese Lücken möglichst schnell wieder zu schließen. Ob- 
wohl etwa 150000 Crsatzmannschaften von der Heimat dem Westheere nach- 
geführt worden waren, hatten diese infolge der nachhaltigen Zerstömng der 
Bahnen des besetzten Gebietes die Armeen bis Mitte September zum Teil 
noch nicht erreicht, doch war mit ihrem Eintreffen in allernächster Zeit 
zu rechnen. Äber diesen bereits zur Front entsandten Mannschaftsnachschub 
hinaus verfügten die heimischen Ersatzsormationen für die bevorstehenden 
Operationen im Westen und im Osten nach den der Obersten Heeresleitung 
vorliegenden Meldungen noch über weitere nicht unerhebliche Bestände 
an ausgebildeten Mannschaften, wenn auch zumeist älterer Jahrgänge. Die 
Rekrutendepots wiesen zur Zeit einen Bestand von rund 280 000 Mann auf. 
Wenn somit an Mannschafts erfatz bis auf weiteres kein Mangel 
zu befürchten war, so verursachte die Ergänzung der O f f i z i e r e, vor allem 
der aktiven Offiziere, Schwierigkeiten. Der Tod hatte furchtbare Ernte in 
ihren Reihen gehalten. 
Weit bedenklicher als die Erfatzlage mußte dem Kriegsminister und 
jetzigen Leiter der Operationen die Frage der Munitionsverfor- 
g u n g der Armeen erscheinen, zumal da ihm bekannt war, daß die vorhan- 
denen Mobilmachungsbestände an Artilleriemunition zum größten Teil 
bereits verbraucht waren. Für ihn als Kriegsminister bedeutete diese 
ernste Schwierigkeit keine Überraschung. Bei jenem Gespräch am Abend 
des 14. September^) mit Generaloberst v. Moltke über das bisherige Cr- 
gebnis der Operationen hatte er betont, daß vor allem der Mangel an 
Artilleriemunition sehr ernst sei. 
Der voraussichtliche Kriegsbedarf an Munition für Feld- und Fuß- 
artillerie war zuletzt im Jahre 1912 in eingehenden Beratungen 
zwischen Kriegsministerium und Generalstab ermittelt worden^). Dabei 
hatten sich allerdings die Forderungen des Großen Generalstabes mancherlei 
Abstriche gefallen lasten müssen. Aber auch die damals festgelegten Sätze für 
die einzelnen Geschützarten waren bei Kriegsausbruch noch nicht erreicht 
*) S. 1. — 2) Näheres: „Kriegsrüstung und Kriegswirtschaft" Band I.
	        
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