Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Entschlüsse und Maßnahmen des Feindes. 
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3. Kavallerie-Division zum Entsatz Antwerpens in Marsch zu setzen, 
wenn französischerseits eine aktive Infanterie-Division gestellt würde. 
Dieser Forderung konnte der französische Höchstkommandierende nicht nach- 
kommen; er bot statt dessen eine Territorial-Division und eine Marine- 
Brigade an, die in etwa zehn Tagen verfügbar wären"). Damit war die 
englische Regierung nicht zufriedengestellt. Wenn Frankreich nicht stärkere 
Mittel für das Unternehmen einsetzen könne, wollte sie auf einen Entsatz 
überhaupt verzichten. Man scheute sich in London, mit unzureichenden 
Kräften an die gewagte Operation zur Hilfeleistung Antwerpens heran- 
zugehen. 
Während man in Frankreich und England über die Mittel verhandelte, 
mit denen Antwerpen geholfen werden konnte, sah sich die belgische Regie- 
rung angesichts der verzweifelten Lage an der Südostfront zu schwerwiegen- 
den Entschlüssen gezwungen. Am 2. Oktober wurde in Antwerpen in einem 
Kronrat beschlossen, daß Regierung und diplomatisches Korps am nächsten 
Tage nach Ostende gehen sollten^). Den von französischer Seite unterstützten 
Vorschlag, jetzt schon mit dem Feldheer die Festung zu verlassen, lehnte der 
König jedoch ab. Vielmehr war er entschlossen, mit der Masse der Feld- 
armee hinter dem Nethe-Abfchnitt eine neue Verteidigungsfront zu bilden. 
Eine Division sollte weiterhin bei Termonde die Verbindung von Ant- 
werpen nach Westen decken; durch Sicherungen in der Gegend um Gent 
wollte er dem Heere den Rückzugsweg offen halten'). 
Die Meldung, die der englische Gesandte noch am Abend des 2. Oktober 
nach London sandte, war geeignet, dort die größte Bestürzung hervor- 
zurufen. Cr berichtete^) nämlich — und damit ging er weit über die Absichten 
des Königs Albert hinaus —, daß am 3. Oktober nicht nur die Regierung 
und die Königin, sondern auch der König und die Feldtruppen Antwerpen 
verlassen würden. Die Bewegung werde am 3. Oktober durch Entsendung 
einer Vorhut nach Gent eingeleitet werden. Die Festung könne sich noch 
fünf bis sechs Tage halten, doch sei ein solcher Widerstand unwahrschein- 
lich, sobald Regierung und Hof abgereist seien. Auf Grund dieser be- 
unruhigenden Nachricht fand sofort, noch in der Nacht zum 3. Oktober, 
in London bei Lord Kitchener ein Ministerrat statt. Dieser kam zu dem 
Beschluß, unverzüglich eine Marine-Vrigade zur unmittelbaren Unter- 
stühung der Belgier nach Antwerpen in Marsch zu setzen. 
Die große Bedeutung, die man in England der Lage in Antwerpen 
beimaß, wurde auch durch die Tatsache beleuchtet, daß der Marineminister 
Englisches amtliches Kriegswerk, Vd. II, S. 37. — 2) La Belgique, S. 160. — 
3) La Belgique, S. 155. — 4) Englisches amtliches Kriegswerk, Vd. II, S. 39.
	        
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