Einbruch in die äußere Fortlinie.
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500 Schuß aus schwersten Geschützen hatten 44 Treffer zwei Panzertürme
mit je zwei schweren und drei Panzer mit Nahkampfgeschützen außer Gefecht
gesetzt, außerdem die Kehlgrabenwehr stark beschädigt und an vielen Stellen
die Betondecken der Schutzhohlräume zertrümmert. Fort Waelhem wurde
am 2. Oktober von der Marine-Division besetzt, die bis an die Nethe durch- 2. otto&ct.
stieß; die Cisenbahnredoute hielt sich als letztes Werk bis zum 4. Oktober.
Die 6. Reserve-Division war mit ihrer Infanterie am 1. Oktober näher
an ihre Angriffsziele herangegangen. In der Nacht zum 2. Oktober hatte
sie mehrere starke Ausfälle der Belgier abzuwehren^). Im Laufe des Tages
machte sich aber bald die Wirkung des verstärkten Beschüsses durch die im
Westabschnitt freigewordene schwerste Artillerie bemerkbar. Fort Konings-
hoyckt wurde mittags ohne Kampf besetzt; wie in anderen Werken hatte auch
hier die Explosion von Munitionsräumen den Feind zur Räumung ver-
anlaßt. Das Zwischenwerk Tallaert wurde durch die Explosion der dort
lagernden Munition zerstört und danach besetzt. Am 3. Oktober fiel Fort Z. srtover.
Lierre ohne Kampf in die Hand des Angreifers. Eine 42 oin-Batterie hatte
in dem Werk solche Verwüstungen angerichtet, daß die einstürzenden Erd-
und Mauermassen die Gänge völlig verschüttet hatten.
Damit war die angegriffene Front nach achttägigen Kämpfen gefallen.
Aus dem Fortgürtel war ein Stück herausgeschlagen, breit genug, dem An-
greiser den Weg in das Innere der großen Festung freizugeben. Auch der
zweite Abschnitt des Kampfes um die Festung war von schnellem und vollem
Erfolge begleitet gewesen. Nachdem die erste große, künstlich aufgerichtete
Barriere gefallen war, stellte sich dem Angreifer indes in dem Nethe-
Abschnitt ein neues starkes, natürliches Hindernis in den Weg, gegen das
auch die schwerste Artillerie machtlos war. Der nun einsetzende Kampf um
diesen Abschnitt sollte noch große Anforderungen an die Belagerungstruppe
stellen. Andererseits war die moralische Kraft des Verteidigers gebrochen;
der zerfetzende Eindruck der furchtbaren Artilleriewirkung mußte auch ferner-
hin lähmend auf ihn wirken.
!lnter dem Einfluß der schweren Niederlage südlich der Nethe waren
im Lager der Feinde wichtige Entscheidungen getroffen worden.
Nachdem der auf Anregung Ioffres am 26. September mit annähernd
fünf Divisionen beschlossene Angriff der Belgier in der Richtung Most durch
*) Am 2. Oktober stellte Feldmarschall Freiherr v. der Goltz dem Belagerungs-
korps zwei Bataillone der 38. Landwehr-Brigade, die die Besatzung von Lüttich bildete,
zur Verfügung. Sie nahmen an den Kämpfen der 6. Reserve-Division und 26. Land-
Wehr-Brigade teil.