Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Schwerpunkt der Kriegführung bleibt im Westen. 
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zuge hinter den San. Seine Heeresleitung — noch ohne Kenntnis von der 
Wendung der Dinge im Westen — hielt den Zeitpunkt für gekommen, an 
dem starke deutsche Kräfte von der französischen an die russische Front zu 
überführen seien. Daran aber war einstweilen gar nicht zu denken. Der Osten 
mußte sich trotz allem zunächst allein helfen. Der neue Sieg in Ostpreußen 
an den Mafurifchen Seen schien aber die Möglichkeit zu bieten, dem ver- 
bündeten Heer außer dem bereits bei ihm eingesetzten Landwehrkorps noch 
weitere Kräfte zuzuführen. So hatte schon Generaloberst v. Moltke auf 
dringende Hilferufe hin am 13. September zwei deutsche Armeekorps in 
Aussicht gestellt, die in Ostpreußen einstweilen entbehrt werden konnten. 
Als dann Generaloberst v. Hindenburg am Abend des 14. September 
meldete, daß es der 8. Armee in Ostpreußen doch noch gelungen sei, den 
Gegner entscheidend zu schlagen, konnte man dort mit noch ge- 
ringeren Kräften, als bisher angenommen, auskommen und dafür um so 
mehr dem Bundesgenossen helfen. Immer schärfer drängte die verbündete 
Heeresleitung; der oberste Befehlshaber Erzherzog Friedrich wollte erst 
wieder schlagen, wenn starke reichsdeutsche Streitkräfte unmittelbar Schulter 
an Schulter mit den öfterreichisch-ungarischen in den Kampf eingreifen 
konnten. Auf Grund eines sehr ernst lautenden Berichtes des bevollmäch- 
tigten deutschen Generals im öfterreichisch-ungarischen Hauptquartier, 
Generalleutnants Freiherrn v. Freytag-Loringhoven, ordnete General 
v. Falkenhayn am 15. September unmittelbare Unterstützung des Ver- 
bündeten durch eine neue 9. Armee von vier Armeekorps und einer Kavallerie- 
Division an"). Der Leiter der deutschen Operationen rechnete darauf, daß 
diese Kräfte genügen würden, dem verbündeten Heere nicht nur Halt, sondern 
auch Antrieb zur Wiederaufnahme der Offensive zu geben. Cr hoffte, daß 
die Ostfront dem russischen Ansturm nunmehr aus eigener Kraft standhalten 
werde, bis der Feind im Westen niedergerungen war. 
Hier befand man sich seit der Marneschlacht noch in Abhängig- 
keit von der französischen Führung; dieser die Initiative wieder zu 
entreißen, sah General v. Falkenhayn als seine vornehmste Aufgabe 
an. Die ursprüngliche, hauptsächlich von Oberstleutnant Hentsch ver- 
tretene Auffassung, daß es durch den Einsatz der neugebildeten, aus 
Belgien heranmarschierenden 7. Armee auf dem rechten Heeresflügel 
bald gelingen werde, die nur vorübergehend zum Zweck des Zusammen- 
schlusses der 1. und 2. Armee eingestellte Offensive wieder aufzunehmen und 
damit die nur für wenige Tage hinausgeschobene Entscheidung im Westen 
herbeizuführen^), hatte sich nur zu bald als trügerisch erwiesen. Der größte 
*) S. 408ff. — -) Band IV, S. 530. 
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