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Die Operationen in Frankreich und Belgien.
Auch dieses Mal gelang es indes nicht, die seit Wochen vergeblich
erstrebte große Umfassungsbewegung der Kavallerie in Fluß zu bringen. Cs
wiederholten sich beim 1. und 2. Kavalleriekorps die gleichen Schwierigkeiten,
die in den zurückliegenden Tagen schon das Loslösen der Heereskavallerie
vom Infanterieflügel verhindert hatten. Von dem Wunsche beseelt, so rasch
wie möglich aus dem für Kavallerieverwendung ungünstigen Industrie-
gebiet um Lens herauszukommen und in der Gegend Armentiores—Cftaires
die Verbindung mit dem Höheren Kavalleriekommandeur 4 aufzunehmen,
hatte General v. der Marwitz den Divisionen weite Ziele gesteckt. In seinem
Befehle war der Auffassung Ausdruck gegeben, daß bei La Vassee und
Mazingarbe nur feindliche Kavallerie stehe, und daß man in der Gegend von
Arras gegen Nachhuten kämpfe. Das 1. Kavalleriekorps sollte stch 9" vor-
mittags bei Hulluch, die 9. Kavallerie-Division in Gegend Loos, die
7. Kavallerie-Division hart nördlich Lisvin sammeln. Das Herausziehen
der Divisionen aus dem Gefecht verzögerte sich jedoch, da sich die Ablösung
durch die Truppen des XIV. Armeekorps nur langsam vollzog und durch
feindliche Vorstöße immer wieder gestört wurde. Die bereits herausgezogene
Garde-Kavallerie-Division wurde sogar auf Bitten des XIV. Armeekorps
noch einmal eingesetzt. Die Truppe bedurfte überdies nach der ungewohnten
Tätigkeit in den Schützengräben, bei dem Mangel an Feldküchen und Zelt
ausrüstung dringend einiger Ruhe. Vis zum Abend erreichten die 4. und
die Garde-Kavallerie-Division die Gegend um Carvin, die 9. und 7. Kaval-
lerie-Division gingen dicht südlich Lens zur Ruhe über.
Auch im Kampfbereich des XIV. Armeekorps und I. bayerischen
Reservekorps nahmen die Ereignisse einen Verlauf, der durchaus nicht den
Erwartungen des Armee-Oberkommandos entsprach. Es war geplant, daß
das XIV. Armeekorps weit gestaffelt mit dem rechten Flügel am La Vassee-
Kanal entlang nach Westen vorgehen sollte; der linke Flügel war auf
Aix Roulette angesetzt. Links anschließend sollte die 13. Infanterie-Divi-
sion über die Loretto-Höhe hinweg angreifen. Die Truppen der
28. Infanterie-Division waren gegen 3° morgens stark ermüdet östlich
Carvin eingetroffen. Der Korpsbefehl für den 8. bezeichnete als nächstes
Ziel für die Division Venisontaine, um von hier aus die Armeeflanke
gegen Umfassungsversuche aus nördlicher Richtung zu schützen. Die
Vorhut stieß am Kanal bei Vauvin und Meurchin auf Widerstand.
Der langsam sich entwickelnde Angriff vermochte den Übergang bis zum
Abend nicht zu erzwingen. Auch nächtliche Äbergangsversuche mißglückten.
Die 29. Infanterie-Division hatte zunächst den Vormarsch über Pont
ä Vendin—Annay angetreten. Da diese Angriffsrichtung den Absichten des
Generalkommandos nicht entsprach, das engeren Anschluß nach Süden an