Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

I. Grundlegende Entscheidungen für die 
Gesamtkriegführung. 
Am Abend des 14. September übernahm Generalleutnant v. Falken- 
Hayn neben seinem bisherigen Amt als Kriegsminister die Geschäfte des 
Chefs des Generalstabes des Feldheeres. Generaloberst v. Moltke verblieb 
zwar, wenngleich nur der äußeren Form nach, auf Wunsch des Obersten 
Kriegsherrn zunächst in seiner bisherigen Stellung im Großen Haupt- 
quartier^), die Verantwortung für die künftige Leitung der Operationen 
wurde indes allein dem einstweilen zum Generalquartiermeister er- 
nannten General v. Falkenhayn übertragen. Die neue Verwendung 
war ihm nicht überraschend gekommen, hatte doch bereits am 
10. August, noch vor der Abfahrt des Großen Hauptquartiers ins Feld, 
der Chef des Militärkabinetts, General der Infanterie Freiherr 
v. Lyncker, die Frage an ihn gerichtet, ob er bei etwaigem Ausfall des 
Generalobersten v. Moltke bereit sein würde, die Führung des Feldheeres 
zu übernehmen^). Während der folgenden schicksalsschweren Wochen war 
General v. Falkenhayn indes nur, soweit es die Erfüllung seiner Auf- 
gaben als Kriegsminister erforderte, über die Lage der deutschen Armeen 
und die Nachrichten vom Feinde unterrichtet^) worden, so daß er sich ziemlich 
unvorbereitet vor die neue Aufgabe gestellt sah. Erst in den allerletzten Tagen, 
vom 12.September ab, scheint er zu den Vorträgen des Generalstabschefs 
beim Obersten Kriegsherrn hinzugezogen worden zu sein und ein- 
gehendere Kenntnis von den Operationen erhalten zu haben. Der bis- 
herigen deutschen Kriegführung hatte er kritisch gegenübergestanden; das 
unaufhörliche Vorwärtsstürmen, insbesondere das Nachdrängen an Paris 
vorbei hinter einem Feinde, der seiner Überzeugung nach keineswegs 
ungeordnet oder gar fluchtartig zurückging, hatte er für einen Fehler gehalten. 
Dieser Auffasiung verlieh er auch bei einer Aussprache mit Generaloberst 
v. Moltke am Abend des 14. September Ausdruck. 
Cs war in der Tat eine schwierige operative Lage, die er von 
seinem Vorgänger übernahm. Bei den gleichzeitigen Rückschlägen in West 
und Ost, an der Marne und in Galizien^), war das Gelingen des Ursprung- 
lichen Kriegsplanes für den Zweifrontenkrieg, der im Westen auf einer 
Der Weltkrieg 1914—18 Band IV, S. 484. — 2) Band IV, S. 540. — 
3) H. v. Zwehl: „Erich v. Falkenhayn", S. 66. — 4) Band IV, S. 481. 
f Weltkrieg. V. Land. 1
	        
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