Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Die Operationen in Frankreich und Belgien. 
und dem Kronprinzen Rupprecht Übereinstimmung darüber, daß die drei 
Korps — I. bayerisches Reservekorps, IV. Armeekorps und Gardekorps') — 
geschlossen zu einem neuen Umfassungsversuch eingesetzt werden sollten. 
Die zunehmende Stärke der 6. Armee — gegenwärtig bereits acht Korps 
und fünf Kavallerie-Divisionen — legte General v. Falkenhayn den (Be¬ 
danken nahe, auf dem rechten Heeresflügel ein neues Oberkommando zu 
bilden. Cr ließ dem Kronprinzen Rupprecht am 29. September durch 
Oberst v. Dommes den Vorschlag unterbreiten, das I. bayerische Reserve- 
korps, I V. Armeekorps, Gardekorps und XIV. Reservekorps zu einer neuen 
Armee unter dem Befehl des Generalobersten v. Heeringen zusammenzu- 
fassen. Zu einem Ergebnis führten diese Erwägungen indessen nicht, da 
Kronprinz Rupprecht Wert darauf legte, den einheitlichen Oberbefehl über 
den gesamten Cntscheidungsflügel zu behalten. Die Kampfereignisse in 
den nächsten Tagen ließen den Gedanken zunächst in den Hintergrund treten. 
Man behalf sich statt dessen mit der Bildung von Besehlsgruppen inner- 
halb der Armee durch Unterstellung mehrerer Korps unter den dienstältesten 
Kommandierenden Genera?). 
Dem Gedanken, den äußersten rechten Flügel über Lille ausholen zu 
lassen, um die Ungewißheit in der Flanke zu beseitigen, glaubte das Ober- 
kommando aus Mangel an Kräften zunächst noch nicht nähertreten zu 
können. Die andere Möglichkeit, die Flanke dadurch zu sichern, daß man die 
der 6. Armee unterstellten beiden Kavalleriekorps aus der Front herauslöste 
und zu weitausholender Umfassung ansetzte, war ebenfalls noch nicht zur 
Durchführung gelangt. Immer wieder wurde die Heereskavallerie in den 
Bannkreis der Infanteriekämpfe gezogen. Die gelegentliche wertvolle Unter- 
stützung, die sie den Flügelkorps gewähren konnte, wog freilich nicht an- 
nähernd die Nachteile auf, die aus dieser Art der Verwendung für den Ge- 
samtverlauf der Operationen erwuchsen. 
Der Einsatz des 4. Kavalleriekorps in der Gegend von Lille sollte 
Wandel schaffen^). Von vornherein vom Armeeflügel stark abgesetzt, mit 
weitreichendem selbständigen Auftrage und außerhalb der natürlichen An- 
ziehungskraft der Infanteriekämpfe schienen hier endlich alle Voraussetzungen 
für eine dem Wesen der Kavallerie und den dringenden Bedürfnissen der 
Gesamtlage entsprechende operative Verwendung dieser Waffe gegeben. Die 
einzige Sorge blieb, ob der Einsatz nicht doch schon zu spät erfolgte. 
Um sicher zu sein, daß die bevorstehenden Operationen des Höheren 
Kavalleriekommandeurs 4 auch unbedingt im Sinne der Obersten Heeres- 
leitung geführt würden, entsandte General v. Falkenhayn den beim 
') S, 159 und 172. — -) S. 167, 177. 194. — -) S. 151 und 208 f.
	        
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