Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

170 
Die Operationen in Frankreich und Belgien. 
eine günstige Auffasiung über die Gesamtlage. Das Wichtigste schien, daß 
die Besorgnisse vor dem Aufmarsch stärkerer feindlicher Kräfte in der 
deutschen Flanke, bei Douai, sich als gegenstandslos erwiesen hatten. Diese 
Sicherheit wog nach der Auffassung des Oberkommandos den Verlust eines 
Tages reichlich auf, der durch den Umweg des I. bayerischen Reservekorps 
über Douai und die vorübergehende Ablenkung des IV. Armeekorps nach 
Norden entstanden war. Günstige Nachrichten lagen auch aus der 
Gegend von Lille vor. Die in nördlicher Richtung angesetzte Lust- 
erkundung besagte, daß die Stadt vom Feinde frei, die Forts unbesetzt 
und nicht armiert seien. Im Räume Lille—Orchies—Douai—Carvin 
waren weder Bahntransporte noch Truppenmärsche festgestellt. Dagegen 
war in der Richtung auf Lens Zugverkehr und auf dem Bahnhofe An- 
Häufung rollenden Materials beobachtet worden. Starke Kavallerie, etwa 
21l2Divisionen, hielt westlich Douai. Aus der Gesamtheit der Meldungen 
gewann das Oberkommando die Auffassung, daß in der deutschen rechten 
Flanke zwischen Lille und Arras nm Territorialtruppen und Heereskavallerie 
ständen, und daß das I. bayerische Reservekorps keinen starken Widerstand 
mehr finden werde. Auch mit dem bei Arras aufgetretenen Feinde^) hoffte 
man rasch fertig zu werden. General Sixt v. Armin hatte gemeldet, daß das 
Korps im Laufe der Rächt die Ausgangsstellungen für den Angriff gewinnen 
werde. Cs schien also endlich geglückt, in dem Ringen um die Flanke einen, 
wenn auch nur geringen Vorsprung gewonnen zu haben, der angesichts der 
aufs höchste gespannten Lage, in der beide Heere sich befanden, nach Ansicht 
des Oberkommandos genügen mußte, um die Entscheidung herbeizuführen. 
Einige Bedenken riefen allerdings die am Vormittage eingetroffenen 
weiteren Meldungen der in westlicher Richtung durchgeführten Flieger- 
aufklärung hervor, nach denen drei starke Kolonnen, anscheinend ein Armee- 
korps, im Vormarsch von Amiens nach Nordosten und weitere Kräfte aus 
dem Räume westlich von Albert in eiligem Anmarsch auf den feindlichen 
Nordflügel beobachtet waren. Aber in der zuversichtlichen Stimmung, in 
der sich das Oberkommando befand, wurde es eher als Vorteil empfunden, 
daß der Gegner anscheinend seine letzten Kräfte nördlich über die Somme 
zog und in den Kampf warf. 
b) Die Durchbruchsversuche bei Roye vom 30. September bis 
zum l. Oktober. 
Während sich östlich Arras starke deutsche Kräfte zum erfolgver- 
sprechenden neuen Angriff gegen den französischen linken Heeresflügel ver- 
sammelten, traten bei Roye völlig unerwartete Ereignisse ein. 
l) S. 169.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.