Betrachtungen.
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westlich der Oise 12deutsche Divisionen gegen 14 französisches. In der
Heeresmitte bot die Fortsetzung der Angriffe infolge der großen Erschöpfung
der Truppen kaum noch Aussicht auf Erfolg. Es war hier ein Zustand
der Erstarrung eingetreten, der sich zunächst nicht mehr lösen ließ.
Die französische Heeresleitung war in der zweiten Septemberhälfte
bemüht gewesen, kraft der durch die Marneschlacht gewonnenen Initiative,
die Feldzugsentscheidung zu erzwingen. Zwar hatte sie früher als die
deutsche Führung die durch die neuzeitliche Waffenwirkung gesteigerte
Stärke der Verteidigung erkannt und bereits am 17. September daraus die
Schlußfolgerung gezogen, indem sie den Angriff auf weiten Teilen der
Front einstellte. Auf dem entscheidenden Westflügel hatte sie es indes nicht
verstanden, die Gunst der Lage auszunutzen und mit Hilfe des völlig un-
Versehrten Vahnnetzes etwa in der Gegend um Amiens und nördlich recht-
zeitig eine starke Angriffsgruppe in der rechten Flanke der Deutschen zu
versammeln. Immerhin war es gelungen, dem von ihnen geplanten Um¬
fassungsangriff wirksam zu begegnen und bis zum 27.September hier sogar
ein geringes Übergewicht an Kräften zu gewinnen. Der deutsche rechte
Heeresflügel wurde nach Norden umgebogen, ein Ergebnis, das von großer
operativer Bedeutung werden sollte.
Noch rangen also die deutsche und französische
Führung um den Vollbesitz der Initiative; an der
Kampffront war ein Gleichgewichtszustand einge-
treten. Keinem der beiden Gegner war es gelungen, in der Zeitspanne
zwischen dem 15. und 27. September dem Feldzug in Frankreich eine ent-
scheidende Wendung zu geben.
x) Auf beiden Seiten sind sämtliche aktive, Reserve- und Landwehr- bzw. Terri-
torial-Divisionen eingerechnet, die im Bereiche der an der Front kämpfenden Armeen
standen. Zwei einzelne Brigaden sind als eine Division, das fünf Brigaden starke
XIV. Armeekorps als 2% Divisionen gerechnet.
f Weltkrieg. V. Land.
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