Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Stocken des französisch-englischen Angriffs. 
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Marneschlacht gehegt, sich nicht erfüllt hatten. In der „Instruction 
generale" vom 17. September war deutlich ausgesprochen, daß es dem 
deutschen Gegner gelungen sei, wieder Front zu machen, und zwar in 
Stellungen, die nur mit großen Verlusten angreifbar wären. Ob für diesen 
Verzicht auf weiteren Angriff die Verluste der letzten Tage, die Erschöpfung 
der Truppe oder Munitionsmangel die wesentlichsten Ursachen waren, ist 
nicht festzustellen. Daß der letztere Umstand erheblich mitgesprochen hat, 
ist anzunehmen; wies General Ioffre doch gerade am 17. September den 
Kriegsminister in Bordeaux telegraphisch auf den bedrohlich werdenden 
Mangel an Munition hin, der sich auf der ganzen Front zeige, und bat um 
schleunige Abhilfe^). 
Wieder richteten sich die Augen der französischen Regierung und des 
Volkes auf den russischen Bundesgenossen, von dem man tatkräftige Hilfe 
erwartete. Am 17. September sandte der russische Botschafter in Frank- 
reich Iswolfki an den russischen Außenminister einen Bericht, in dem 
er zunächst einen kurzen Blick auf die Kampflage in Frankreich warf"). 
Nach einem Hinweise auf den geordneten Rückzug der Deutschen und 
deren ungebrochene Kampfkraft schildert der Botschafter, daß die 
Erfolge Rußlands über Osterreich in Frankreich mit Begeisterung begrüßt 
worden seien, daß man aber mit einem baldigen Einsatz aller verfügbaren 
Kräfte gegen Deutschland rechne. Daß dies bisher unterblieben sei, habe 
mehrfach abfällige Kritik hervorgerufen, weil man das Gefühl habe, daß 
Frankreich gegenwärtig fast allein den deutschen Druck aushalten müßte. 
Hieraus könnten leicht Mißverständnisse zwischen beiden Mächten entstehen, 
die unbedingt vermieden werden müßten. Cr schlage daher vor, daß die 
beiderseitigen Heeresleitungen künftig in unmittelbaren Gedankenaustausch 
treten möchten. Noch am gleichen Tage antwortete der Chef des russischen 
Generalstabes, General Ianuschkewitsch, daß Rußland demnächst mit dem 
größeren Teil seiner jetzt gegen Österreich eingesetzten Kräfte gegen Deutsch- 
land vorgehen werde, daß aber vorher die linke Flanke des Heeres durch eine 
endgültige Riederlage Österreichs gesichert sein müßte. Der russische Ober- 
befehlshaber, Großfürst Nikolaus, richtete an demselben Tage über den 
russischen Außenminister an General Ioffre ein Telegramm, in dem er 
darauf hinwies, daß seiner Ansicht nach stärkere deutsche Truppentransporte 
von Westen nach Osten stattfänden, und die Vermutung aussprach, daß die 
Deutschen unter Umständen jetzt einen Hauptschlag gegen Rußland beab- 
sichtigen könnten^). Er bat General Ioffre um seine Ansicht über diese Mög¬ 
*) Millerand, „Le Marechal Joffre" in La Revue hebdomadaire, 1919, 15. Fe¬ 
bruar. 
2) Walentinen?, Teil I, S. 24 ff. — 3) S. 429. 
t Weltkrieg. V. Band. 9
	        
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