Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Die Operationen in Frankreich und Belgien. 
Deutschland sofort tatkräftig aufgenommen werden sollte, sobald die öfter- 
reichisch-ungarischen Armeen in Galizien „abgetan" seien. 
Taktisch hatten die Verfolgungskämpfe des französischen Heeres in 
den letzten Tagen die Erfahrung gezeitigt, daß ein Anrennen gegen die 
in günstigen Stellungen zurückgebliebenen deutschen Nachhuten mit er- 
heblichen Verlusten verbunden war. Die französische Heeresleitung er- 
suchte daher in einer am 14. September an die Armeen gerichteten Weisung, 
die Truppen zu belehren, daß örtlicher Widerstand zweckmäßiger durch Am- 
sassung als durch frontalen Angriff zu überwinden fei'). 
Anscheinend erst am Mittag des 14. September wurde im franzö- 
fischen Großen Hauptquartier erkannt, daß die Deutschen 
wieder Front machten. Der 11° abends veröffentlichte Heeresbericht meldete, 
daß der Feind auf den Höhen nördlich und nordwestlich Reims sowie an der 
Aisne sich zu ernstem Widerstande zu stellen scheine^). In einer gegen 
Abend an die Armee-Oberkommandos gerichteten Mitteilung hieß es: „Cs 
scheint, als ob der Gegner im Begriff ist, eine neue Schlacht in vorbereiteten 
Stellungen nördlich der Aisne anzunehmen. Infolgedessen handelt es sich 
jetzt nicht mehr um Verfolgung, sondern um methodischen Angriff unter Aus- 
Nutzung aller uns zur Verfügung stehenden Mittel, bei dem jede Stellung, 
sobald sie genommen ist, befestigt werden muß^)." Der französische Höchst- 
kommandierende hatte die Auffassung gewonnen, daß die Deutschen an der 
Aisne eine Verteidigungsschlacht zu liefern beabsichtigten^). 
Im englischen Hauptquartier gewann — nach seiner 
eigenen Angabe — der Oberbefehlshaber Sir John French in der Nacht 
vom 14. zum 15. September zum ersten Male den Eindruck, daß die 
Deutschen zu entschiedenem Widerstand entschlossen seien°). 
>5. September. Ob die Erkenntnis, am Vorabend einer neuen großen Schlacht zu 
stehen, im Laufe des 15. September die französische Heeresleitung zum Erlaß 
besonderer Anordnungen für den Kampf veranlaßt hat, ist nicht bekannt. 
An die 5. Armee, die bereits in der Nacht vom 13. zum 14. September 
den Befehl erhalten hatte, ihre Marschrichtung mehr nach Norden zu ver- 
legen6), erging die Weisung, nach Eroberung der Höhen von Brimont ihre 
Kräfte nordwestlich der Straße Reims—Neufchatel so bereitzustellen, daß 
sie auf dem rechten Aisne-Ufer zum Einsatz gelangen könnten'). 
^ a) Sanotaux, XII, S. 154. — -) Recueil, S. 89. — Englisches am«. Werk, 
I, S. 367. — *) Palat, VII, S. 43. (Hinweis auf Madelin, Bataille de 1*Aisne" 
in Revue des D'eux Mondes, 1918, 1. August.) — =) French, S, 152. — ») 23b. IV, 
S. 504. — ') Palat, VII, S. 43.
	        
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