Verlegung der Operations-Abteilung nach Mezieres.
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bewegungen auszugleichen, war abzuwarten. Die abschließenden Meldungen
vom rechten Heeresflügel um Mitternacht und die sonstigen Nachrichten be-
stätigten die Fortsetzung der Ost—West-Verschiebung der feindlichen Kräfte.
Sie ließen erkennen, daß sich nördlich Roye schon stärkerer Feind befand
und zeigten die Notwendigkeit, auf der übrigen Heeresfront durch Angriffe
den Gegner zu fesseln und am Abtransport zu hindern. Um so enttäuschender
war es, als am Nachmittage des 24. September Generalleutnant Schmidt
v. Knobelsdorf durch Fernsprecher die Absicht der 5. Armee meldete, in dem
Räume zwischen Argonnen und Maas am nächsten Tage eine Kampfpause
eintreten zu lassen. Der Obersten Heeresleitung war dies überaus un-
erwünscht. Allein trotz allen Drängens des Generals v. Falkenhayn beharrte
das Armee-Oberkommando 5 bei seinem Entschluß mit dem Hinweis, dieVer-
bände seien so durcheinandergekommen und die Truppe durch die dreitägigen
außerordentlich schweren und verlustreichen Kämpfe derartig erschöpft, daß
jeder weitere Angriff einfach unmöglich sei; am 25. September müsse daher
eine Kampfpause eintreten^). Das weitere Vorgehen durch die für größere
Truppenbewegungen fast wegelosen Argonnen hindurch wurde von der
Zuweisung einer rückwärtigen Verbindungslinie über Grandpre—Servon
abhängig gemacht.
Schweren Herzens gab General v. Falkenhayn nach. Auf dem Vorstoß
der 5. Armee durch die Argonnen war der Angriff der rechts benachbarten
Armeen ausgebaut^). Dieser Plan ließ sich jetzt nicht mehr aufrechterhalten.
Man konnte nicht warten, bis die ö. Armee die Kraft fand, den Angriff
wieder aufzunehmen. Die Zeit drängte, die Entscheidung auf dem rechten
Heeresflügel schien unmittelbar bevorzustehen. In der Hoffnung, daß die
4. Armee aus eigener Kraft die Offensive der Heeresmitte in Gang bringen
werde, hatte General v. Falkenhayn das Oberkommando angewiesen, ohne
Rücksicht auf die gemeldete lebhaftere Tätigkeit des Feindes anzugreifen^).
Wie schon seit längerer Zeit geplant, war General v. Falkenhayn 2s. September,
mit der Operationsabteilung der Obersten Heeresleitung am 25. September
von Luxemburg nach Mezieres übergesiedelt; auch der Kaiser beabsichtigte,
am nächsten Tage dorthin zu folgen.
Im Laufe des Tages verstärkte sich bei der Obersten Heeresleitung der
Eindruck, daß die begonnene Operation sich in einer schweren Krise befinde,
die nur durch eine äußerste Anstrengung überwunden werden könne. Ein
Versuch, das IV. Reservekorps von der 1. der 6. Armee zuzuführen,
scheiterte an dem Einspruch des Generalobersten v. Kluck. Kronprinz
Rupprecht hatte seit dem 23. September abends mehrfach und nochmals
1) 6.94. — 2) S. 82. — 3) S. 95.