Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Zweites Rapitel. 
Die Marneschlacht am 6.und 7. September. 
I. Die Lorrseyung der kämpfe der J. Armee am (l)urcq. 
Karten 2und 4 (1:300 000). 
Das IV. Reservekorps verteidigt sich bis zum Eingreifen 
des II. Armeekorps am 6. September. 
Karte Z (1:200 000). 
Als in der Nacht vom 5.zum 6. September kurz vor Mitternacht beim «. September. 
Armee-Oberkommando 1 am Fernsprecher die Meldung von den Kämpfen 
des IV. Reservekorps einging, ahnte noch niemand, daß hiermit das schicksals- 
schwere, gewaltige Ringen um die Entscheidung auf dem westlichen Kriegs- 
schauplatz begonnen hatte. 
Früher, als man beim Oberkommando erwartete, hatte der Angriff 
des Gegners eingesetzt. Cr stellte die Führung der 1. Armee vor einen 
schweren Entschluß. Sollte man in reiner Verteidigung die rechte deutsche 
Heeresflanke zu schützen suchen oder die französische Offensive mit einem 
Gegenangriff beantworten? Viel Zeit zur Überlegung war nicht vor- 
handen, schnelle Entscheidungen mußten getroffen, die erforderlichen Ve- 
fehle erteilt werden. Die Weisungen der Obersten Heeresleitung lauteten, 
„feindlichen Unternehmungen nördlich der Marne offensiv entgegen- 
zutreten". In der Überzeugung, daß rein defensives Verhalten aus- 
reichenden Schutz nicht gewähren könnte, ordnete der Oberbefehlshaber 
beim Vortrage seines Generalstabschefs in Übereinstimmung mit ihm 
unverzüglich an: „Sofort die 1. Armee rechts um, rasch rechts auf- 
marschieren, Angriff über den Ourcq. Trains verschieben"^). Ein Führer- 
entschluß von gewaltiger Tragweite war gefaßt. 
Zunächst mußte das IV. Reservekorps gestützt werden, um den be- 
schleunigten Aufmarsch der übrigen Teile der I.Armee zu gewährleisten. 
Bereits um Mitternacht war das II. Armeekorps im Besitz der ent- 
sprechenden Befehle. „IV. Reservekorps", hieß es hier, „ist heute auf 
Dammartin vorgegangen und auf starken Feind — etwa zweieinhalb Divi- 
sionen mit starker schwerer Artillerie — gestoßen. Mit Einbruch der 
Dunkelheit wollte daher das Korps, um einer Umfassung seines rechten 
*) Mitteilung des Generalobersten v. Kluck an das Reichsarchiv vom 20. De- 
zember 1925.