Volltext: Der Marne-Feldzug ; [2]. Die Schlacht (4. 1926)

Die Lage auf dem rechten Heeresflügel ist immer noch ernst. 
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Die Lage auf dem bedrohten rechten Heeresflügel blieb aber immer 
noch recht ungeklärt. Die Ungewißheit hierüber begann den Generalobersten 
v. Moltke von neuem schwer zu bedrücken. Die Hoffnung, daß Oberftleut- 
nant Hentsch während der Nacht in das Große Hauptquartier zurückkehren 
und endlich die ersehnte Klärung bringen würde, hatte sich nicht erfüllt. 
Außer dem kurzen, aus Montmort am Abend des 8. September gesandten 
Funkspruch war bisher keinerlei Nachricht von ihm eingegangen. Das 
erschien ganz unverständlich. Endlich, am 10. September 11° vormittags, 
kam wieder ein Lebenszeichen vom Oberstleutnant Hentsch. In Über- 
einstimmung mit ihm beurteilte das Oberkommando 2 in einem um 9°° 
vormittags abgegangenen Funkspruch die Lage dahin, daß der Rückzug 
der I.Armee hinter die Aisne durch die operative und taktische Lage er- 
zwungen worden sei, und daß die 2. Armee die 1. nördlich der Marne 
stützen müsse, wenn „der rechte Heeresflügel nicht eingedrückt und aufgerollt" 
werden solle. Diese Meldung war für Generaloberst v. Moltke eine 
unangenehme Überraschung. Im Gegensatz zu der günstigen Auffassung 
der Obersten Heeresleitung sah hiernach Generaloberst v. Bülow die Lage 
auf dem rechten Heeresflügel immer noch sehr ernst an. Insbesondere schien 
die Auffassung der 1. Armee, wie sie in deren Meldung vom Abend des 
9. September zum Ausdruck gekommen war, in keiner Weise gerechtfertigt. 
Cs wurde wieder zweifelhaft, ob die Schließung der Lücke gelungen sei. 
Das Oberkommando 2 rechnete keineswegs mehr mit dem Schutze seiner 
eigenen rechten Flanke durch die 1. Armee und hielt sogar eine Stützung 
dieser Armee durch die 2. nördlich der Marne für erforderlich. Danach 
schien die Lage der 1. Armee doch recht bedenklich. 
Bei solch drohender Gefahr auf dem rechten Flügel war natürlich 
an eine Fortsetzung der allgemeinen Offensive nicht mehr zu denken, ja 
die Möglichkeit eines Zurücknehmens auch der übrigen Armeen trat beim 
Generalobersten v. Moltke von neuem in den Kreis ernster Erwägung. Die 
um die Mittagsstunde an die 1. und 2. Armee ergehenden Funksprüche mit 
dem dringenden Ersuchen um Nachrichten über die Lage spiegelten die bei 
der Obersten Heeresleitung herrschende Ungewißheit und Ungeduld deutlich 
wieder. Che nicht Klarheit über die Lage auf dem rechten deutschen Heeres- 
flügel bestand, konnten keine weiteren Entschließungen gefaßt werden. 
Auf die schon trübe Stimmung des deutschen Generalstabschefs 
konnten auch die vom östlichen Kriegsschauplatz vorliegenden Nachrichten 
kaum günstig einwirken. Generalober st v. Hindenburg hatte 
aus Ostpreußen am Abend vorher gemeldet, der Kampf sei auf der ganzen 
Linie im Gange, dann aber hinzugefügt, „bei Lyck — also in der Flanke 
seines Umfassungsflügels — seien stärkere, neue Kräfte" aufgetreten. Der
	        
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