Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

Allgemeiner Rückzug der russischen Armeen. 
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auf Lancut, sowie von Kolbuszowa auf Glogow und von hier nach Süden 
und Norden. Diese Beobachtungen zusammen mit den von den Truppen 
eingegangenen Meldungen ergaben das klare Bild eines allgemeinen Rück¬ 
zuges der Russen zum unteren San. Dort waren anschließend an die 
Festung Przemysl Brückenköpfe im Bau bei Radymno, Zaroslau und 
westlich Sieniawa. Rach Wahrnehmungen, der Truppe und sonstigen 
Nachrichten waren die vor der 11. Armee zurückgehenden russischen Ver¬ 
bände in stärkster Vermischung und in zunehmender Auflösung begriffen. 
Auch kleinsten Einheiten gaben sich weit überlegene feindliche Kräfte ge¬ 
fangen. Russische Artillerie trat kaum noch auf. Aber das opfervolle Aus¬ 
harren der Nachhuten hatte es dem Gegner doch ermöglicht, auch vor der 
11. und österreichisch-ungarischen 4. Armee die Masse der geschlagenen 
Armee vor dem Verfolger zu retten. Amfangreiche Zerstörungen der Kunst¬ 
bauten an Bahnen und Straßen, wirkungsvolle Zertrümmerung der festen 
Decke der wenigen Kunststraßen auf lange Strecken sowie das Nieder¬ 
brennen unzähliger Ortschaften an den Rückmarschstraßen zeigte die nun 
auch hier einsehende Planmäßigkeit des Rückzuges. Die Schwierigkeiten 
und Marschanstrengungen für die Versolgungskolonnen waren dadurch 
zusehends gewachsen. Störungen im Nachschub von Verpflegung und 
Munition machten sich bei ihnen bereits hemmend fühlbar. 
4. Die Verfolgung bis zum San vom JJ. bis IZ. Mai 1915. 
^ Karten 1, 16 und 18. 
a) Operative Erwägungen. 
Die Angewißheit der politischen Lage, insbesondere die nach wie vor «.bis7.Mai. 
undurchsichtige Haltung Italiens bedeutete für die Entschließungen der ver¬ 
bündeten Heeresleitungen eine dauernde, schwere Belastung, die zwar auf 
den Gang der Operationen in Galizien noch nicht unmittelbar einwirkte, 
aber doch das Maß des Kräfteeinsahes stark beeinflußte. Als General 
v. Falkenhayn sich entschloß, die 56. Infanterie-Division vom westlichen 
^Kriegsschauplatz der 11. Armee zuzuführen, legte er am 4. Mai General 
v. Conrad den Wunsch nahe, auch von der gegen Serbien stehenden öster¬ 
reichisch-ungarischen 5. Armee weitere Kräfte für die entscheidende Operation 
in Galizien verfügbar zu machen; denn dort schien angesichts des hohen 
Wasserstandes von Donau und Save zur Zeit keine Gefahr. General 
v. Conrad war zwar auch der Ansicht, „daß die jetzige Operation in Galizien 
bis zur vollen Entscheidung ausreifen müsse", glaubte jedoch, die 5. Armee 
nicht schwächen zu dürfen, „weil sie zur Abwehr eines serbisch-montenegri¬ 
nischen Angriffes auf Bosnien—Herzegowina, welcher vom Wasserstand 
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