Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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Der Entschluß zum Durchbruch bei Gorlice. 
Rußland genug vorhanden, Gewehre fehlen, die Amerika liefern soll. Lan- 
dungstruppen für Türkei unter Radko Dmitrijew sollen in etwa vier Wochen 
am Schwarzen Meer bereitgestellt seirL)." 
Angesichts solcher besorgniserregenden Nachrichten hielt der deutsche 
Generalstabschef den Augenblick für gekommen, wo die Notlage des Ver¬ 
bündeten auf dem östlichen Kriegsschauplatz ihn zu tatkräftiger Hilfe in 
großem Amfange zwang. Über das „Was" und „Wie" der Unterstützung 
war sich General v. Falkenhayn, wie bereits geschildert, schon seit einiger 
Zeit schlüssig geworden. Am 10. April trug er Kaiser Wilhelm seinen 
Plan, bei Gorlice—Tarnow durchzubrechen, vor. Cr begegnete sich mit 
gleichen Gedankengängen des Obersten Kriegsherrn und fand daher dessen 
lz. April. Billigung. Am 13. April, 2° nachmittags, erging nachstehender Fernspruch 
an General v. Conrad: 
„Euer Exzellenz wißen, daß ich eine Wiederholung des Versuches, 
die äußersten russischen Flügel zu umfassen, nicht für angezeigt halte. Eben¬ 
sowenig vorteilhaft scheint mir die weitere Verteilung deutscher Truppen auf 
die Karpaten-Front, lediglich um diese zu stützen. Dagegen möchte ich fol¬ 
genden Operationsgedanken zu Ihrer Erwägung stellen, bemerke aber, daß 
ich ihn mit Rücksicht auf die dringend nötige Geheimhaltung selbst in 
meinem Stabe noch nicht habe bearbeiten laßen. Eine Armee von wenig¬ 
stens acht deutschen Divisionen wird mit starker Artillerie hier im Westen 
verfügbar gemacht und auf Muczyn— Grybow—Bochnia abtransportiert, 
um dann aus der ungefähren Linie Gorlice—Gromnik in der allgemeinen 
Richtung auf Sanok vorzustoßen. Zu der Armee müßte die aus ihrer Stel¬ 
lung durch k. u. k. Truppen rechtzeitig abzulösende Division Beßer (47. Re- 
serve-Division) und eine k. u. k. Kavallerie-Division treten. Auch würde die 
Armee und die k. u. k. 4. Armee in einem Besehlsverband, und zwar in 
diesem Fall natürlich einem deutschen, zu vereinigen sein. Wenn während 
des Aufmarsches der Stoßgruppe die k. u. k. 2. und 3. Armee schrittweise und 
den Gegner hinter sich herziehend auf die ungefähre Linie Aczok—Perecseny 
—Homonna—Varanno—Zboro ausweichen könnten, so würde eine solche 
Bewegung den Erfolg der Operation wesentlich erleichtern und erhöhen. 
Cure Exzellenz bitte ich, mir baldigst Ihre allgemeine Stellungnahme zu 
diesem Gedanken und nachfolgenden Fragen zukommen zu lassen. Ist das 
Operationsgebiet für Truppen mit deutschen Fahrzeugen völlig gangbar? 
Würde die k. u. k. Heeresverwaltung in der Lage sein, der deutschen Armee 
landesübliche Fuhrparks zuzuweisen? Welche Leistungsfähigkeit haben 
die Bahnen Rutka—Eperjes—Muczyn und Rutka—Ravytary, ferner 
Sucha—Reu-Sandec—Grybow, endlich Krakau—Bochnia? Nähere Ver- 
1) S. 330.
	        
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