Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

Generals v. Conrad operative Pläne im Osten. 
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Westen verfügbar würden. Am 7. April entwickelte nun der österreichisch- Am«, 
ungarische Generalstabschef im Zusammenhang mit eingehenden Betrach¬ 
tungen über die Gesamtlage der Mittelmächte^) einen völlig neuen, gro߬ 
zügigen Operationsplan. Cr schlug vor, „die nächsten deutschen Neu¬ 
formationen einheitlich gegen Rußland zu verwenden, um hier die so oft 
angestrebte und bisher noch nicht erreichte endgültige Überlegenheit zu er¬ 
langen und dazu auszunutzen, den Feind hinter die Weichsel—San— 
Dnjestr-Linie zurückzuzwingen". Den Einsatz dieser deutschen Neu¬ 
formationen dachte er sich in zwei getrennten großen Gruppen. Die eine, 
beim deutschen Ostheer eingesetzt, sollte „durch einen kräftigen Stoß die 
Bahnlinien Warschau—Bialystok und Warschau—Siedlce—Wolkowysk 
im Rücken von Warschau erreichen und sperren". Der anderen Gruppe war 
zusammen mit der deutschen Südarmee und der Gruppe Pflanzer der An¬ 
griff durch das südliche Ostgalizien gegen die linke Flanke des über die 
Karpaten vordringenden Feindes zugedacht. „Nur durch gleichzeitiges Vor¬ 
gehen", so hieß es, „von beiden Flügeln der Niesenfront ist dieses Ziel er¬ 
reichbar, und zwar mit dem geringsten Zeitaufwands." 
General v. Falkenhayn äußerte sich am 8. April ablehnend zu diesem kviss.April. 
Vorschlage: Eine derartige Operation bedeute eine doppelte ümsassung und 
habe nur bei erheblicher Überlegenheit Aussicht auf Erfolg. Die zu ihrer 
Durchführung erforderlichen Kräfte würden der deutschen Obersten Heeres¬ 
leitung nie mehr zur Verfügung stehen. Unser nächster Kräfteeinsatz, dem 
sobald kein anderer folgen könne, müsse dort zur Geltung gebracht werden, 
wo wir einen schnellen und sicheren Erfolg erhoffen könnten. In diese 
Kategorie dürfe die vorgeschlagene Operation nach Zeit und Raum, nach 
Wegen und Eisenbahnen nicht gerechnet werden. Über die Art des Ein¬ 
satzes seiner Reserven könne er erst zu dem Zeitpunkt entscheiden, an dem 
sie zur Verfügung stehen würden. Demgegenüber verharrte General 
v. Conrad in seiner Antwort am 9. April bei der Ansicht, daß die beider¬ 
seitige ümfassungsoperation „in voller Würdigung der ihm wohlbekannten 
Verhältnisse im Osten hinsichtlich Zeit und Raum, Wegen und Eisen¬ 
bahnen" die aussichtsvollste sei, um zu einer Entscheidung zu kommen; sie 
sei zugleich auch das sicherste Mittel, um das Eingreifen Italiens und 
Rumäniens zu verhindern; sie müffe daher auch sobald als möglich durch¬ 
geführt werden. 
General v. Falkenhayn hielt eine Fortsetzung dieses Meinungsstreites 
für zwecklos, um so mehr als die inzwischen eingetretene Verschlimmerung 
der Kampflage an der Karpaten-Front eine Verwirklichung des Conradschen 
Operationsvorschlages für die nächste Zeit vollkommen ausschloß. Cr be- 
9 S. 342.
	        
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