Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

Verschlechterung der Beziehungen zu Italien. 
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Allein nur zu bald sollten diese Pläne durch die veränderte politische 
Lage in den Hintergrund gedrängt werden. Das Verhältnis der Mittel¬ 
mächte zu Italien hatte sich inzwischen wieder verschlechtert; der 
Fall von Przemysl hatte hierbei zweifellos mitgewirkt. Am 20. März 
hatte Italien ein „konkretes Angebot" von Österreich gefordert. Ein 
solches erging am 27. März und bot für wohlwollende Neutralität 
Slldtirol mit Trient an. Der italienische Minister des Äußeren, Sonnino, 
erklärte aber dieses Anerbieten für „sehr unzulänglich" und stellte nunmehr 
weitgehende Forderungen auch im Küstengebiet. Mit steigender Sorge 
beobachtete General v. Conrad diese Entwicklung und gab den ihn bewe¬ 
genden Gedanken am 1. April in einem Telegramm an General v. Falken¬ 
hayn Ausdruck: „Die Verhandlungen über territoriale Kompensationen 
an Italien einerseits, die heute eingelangten Nachrichten über italienische 
Truppenverschiebungen an unserer Grenze andererseits, welche der Vor¬ 
bereitung einer allgemeinen Mobilmachung und eines Aufmarsches Italiens 
gegen uns gleichzuhalten sind, berechtigen mich zu der Annahme, daß 
Italien die Verhandlungen mit uns — bei welchen unsererseits im Inter¬ 
esse der gemeinsamen Sache Deutschlands und Österreich-Angarns bis an 
die Grenze der Möglichkeit an Entgegenkommen gegangen wird — nur 
ganz formell zu führen und kurz abzubrechen gedenkt, um dann mit militä¬ 
rischen Machtmitteln nach Belieben seine ganzen Aspirationen auf öster¬ 
reichisch-ungarisches Gebiet zu verwirklichen. Ich habe Euer Exzellenz 
bereits wiederholt aus das Anhaltbare unserer militärischen Lage in einem 
solchen Falle aufmerksam gemacht und erlaube mir, dies hiermit neuerlich 
zu tun und zu ersuchen, Euer Exzellenz wollen angesichts der unabsehbaren 
Folgen, die sich dann auch für das Deutsche Reich ergeben würden, mit 
allen Mitteln beim deutschen Auswärtigen Amt dahin wirken, daß dieses 
seinen ganzen Einfluß bei der italienischen Regierung geltend mache, damit 
diese ihre Forderungen in jenen Grenzen halte, welche ein friedliches Aus¬ 
einandersetzen mit uns noch ermöglichen." 
In seiner Antwort mußte General v. Falkenhayn erklären, daß die 
deutsche Politik nicht in der Lage sei, noch irgend etwas zur Beschwörung 
der italienischen Gefahr zu tun. Trotzdem würden die Bemühungen in Rom 
mit größtem Nachdruck fortgesetzt werden. Der Schlüssel zu der ganzen Frage 
ruhe jedoch in den Händen der Wiener auswärtigen Politik. Die offizielle 
Erklärung über die Bereitwilligkeit Österreichs zu einer etwaigen Gebiets¬ 
abtretung sei trotz seines Drängens erst mehrere Wochen nach der Zu¬ 
stimmung des Kaisers Franz Joseph erfolgt. Mit der Eigenart des Ministers 
Sonnino müsse gerechnet werden. Das Hinzögern reize ihn nur zu bedenk¬ 
lichen Schritten. Wenn jetzt noch etwas erreicht werden solle, so müßten die 
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