Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn. 
stätigten wiederum die innigen politischen Beziehungen zwischen Rom und 
Bukarest. Dem österreichisch-ungarischen Gesandten gegenüber hatte der 
rumänische Ministerpräsident betont, daß seine Stellung unhaltbar werden 
würde, wenn die Russen außer der Bukowina noch Siebenbürgen besehen 
sollten, da dann der allgemeine Wunsch, „einzumarschieren, um von den 
Rüsten mit Siebenbürgen belohnt zu werden, unüberwindlich" wäre. 
General v. Conrad hatte indes gehofft, diese drohenden Gefahren der außen¬ 
politischen Lage durch den zu erwartenden Sieg an der Karpaten-Front bald 
beseitigen zu können. In Übereinstimmung mit ihm war der am 13. Januar 
an Stelle des Grafen BerchtoldH zum österreichisch-ungarischen Minister 
des Äußeren ernannte Baron Burian entschlossen, das Ergebnis der bevor¬ 
stehenden Operationen abzuwarten und sich vorläufig gegenüber den ita¬ 
lienischen Ansprüchen sowie den diesbezüglichen Anregungen von deutscher 
Seite ablehnend zu verhalten. Der im Laufe des Januar hierüber zwischen 
den Generalstabschefs der verbündeten Heere gepfiogene schriftliche und 
mündliche Gedankenaustausch hatte in dieser Frage einen schroffen Gegen¬ 
satz der Auffassungen erkennen lassen, der seinen tieferen Grund, ähnlich wie 
in der serbischen Frage, sehr wesentlich in dem Widerstreit der Ansichten 
über die Führung der militärischen Operationen hatte. Während General 
v. Conrad der Ansicht war, daß die Niederwerfung Rußlands möglich sei 
und sich dann alle Schwierigkeiten der politischen Lage von selber regeln 
würden, rechnete General v. Falkenhayn nicht auf eine Kriegsentscheidung 
im Osten und hielt es deshalb für notwendig, die Neutralität Italiens und 
Rumäniens durch territoriale Zugeständnisse der Donau-Monarchie zu 
sichern. Der von den deutschen politischen und militärischen Stellen auf 
Wien immer stärker ausgeübte Druck wirkte dort schließlich so verstimmend, 
daß der österreichisch-ungarische Außenminister Baron Burian eine münd¬ 
liche Aussprache für nötig hielt. Er begab sich im Gefolge des Erzherzog- 
Thronfolgers am 24. Januar ins deutsche Große Hauptquartier. Der 
Versuch, den österreichisch-ungarischen Standpunkt in der Abtretungssrage 
durchzusehen, blieb indes erfolglos und änderte nichts an den bestehenden 
Gegensätzen. Als dann die Kämpfe in den Karpaten den Mittelmächten 
nicht den erhofften Waffenerfolg gebracht hatten, hielt es General v. Falken¬ 
hayn für seine Pflicht, den Reichskanzler v. Bethmann Hollweg in einem 
Telegramm vom 6. Februar über die geringen Aussichten der weiteren Kar- 
paten-Offensive zu unterrichten; „ein allgemeiner Amschwung zugunsten der 
verbündeten Truppen sei dort in absehbarer Zeit" nicht mehr zu erwarten. 
2) Graf Berchtold wurde auf Betreiben des ungarischen Ministerpräsidenten 
Grafen Tisza durch den „Minister am Königlichen Hoflager" Baron Burian ersetzt.
	        
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