Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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Die Winter-Masurensch lacht. 
7. Berract)tungen. 
Die Winterschlacht in Masuren war nach Anlage und Durchführung 
eine Vernichtungsschlacht, wenngleich das Ergebnis nicht alle Hoffnungen 
der Führung erfüllte. Nach Absprengung der Flügel wurden vier Divi¬ 
sionen der Heeresmitte umstellt und vernichtet. Der russische Nordflügel 
war, gemeffen an dem Umfang der Veute und der Zahl der Gefangenen, 
aufgerieben; seine beiden Infanterie-Divisionen, die 56. und 73., schieden 
im Laufe des Kampfes völlig aus. Der englische Militärattache im 
russischen Hauptquartier, der der Schlacht beiwohnte, berichtet, die 73. Divi¬ 
sion habe schwer gelitten, wahrscheinlich alle Geschütze und Fahrzeuge ver¬ 
loren; er faßte sein Gesamturteil dahin zusammen, daß die Schlacht „das 
Schlimmste seit Tannenberg war", zwei oder mehr Korps seien verloren, 
außerdem unersetzliche Geschütze und Gewehre. Nicht ganz so schwer 
wurde der russische Südflügel getroffen. Dort hielt das III. sibirische 
Korps, eine besonders bewährte Truppe, mit der die deutschen Divisionen 
nicht zum ersten Male ihre Waffen kreuzten, den Angreifer so lange, bis 
der Abzug seines rechten Nachbarkorps, des XXVI., durch Augustow ge¬ 
sichert war. Auch die Sibirier vermochten sich, begünstigt durch das Ge¬ 
lände, der Einkreisung, wenn auch nach schweren Verlusten, zu entziehen. 
Von dem hohen moralischen Wert dieser Truppen zeugen die alsbald 
wieder einsehenden Gegenangriffe am Vobr, die zeitweilig den nach¬ 
drängenden Sieger in kritische Lagen brachten. Immerhin war auch der 
russische Südflügel so erschüttert, daß das Schicksal der vier am Wolkusz 
eingekreisten Divisionen der Armeemitte nicht mehr zu wenden war; aus 
eigener Kraft konnten sie den eisernen Ring nicht sprengen. Nachdem auch 
der Versuch, sich mit Hilfe ortskundiger Führer nach Grodno durch¬ 
zuschleichen, nur wenigen hundert Mann gelungen war, streckte der Rest, 
durch ein fürchterlich wirkendes Artilleriefeuer zermürbt und zu Tode er¬ 
mattet, nach tapferer Gegenwehr schließlich die Waffen, da weiterer Wider¬ 
stand nutzlos schien. 
Die Anlage der Operation war das ausschließliche Verdienst des 
Oberbefehlshabers Ost. Die Oberste Heeresleitung war daran, wie 
übrigens auch an der Durchführung, völlig unbeteiligt. Mit kühner Ver- 
antwortungssreudigkeit entblößte Generalfeldmarschall v. Hindenburg seine 
langgestreckte Front südlich der Weichsel so stark von Kräften, daß er trotz 
zahlenmäßiger Unterlegenheit an Gesamtstreilkräften da, wo er die Ent¬ 
scheidung suchte, doch in annähernd gleicher Stärke auftreten konnte. 
Gleichwohl begegnete die Verwirklichung des Vernichtungsgedankens 
schon in der Schlachtanlage großen Schwierigkeiten. Eine Überflüge¬
	        
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